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Abel Gance
Ich wurde in Paris geboren und besuchte hier das College Chaptal. Schon während der Schulzeit beschäftigte ich mich mit der dramatischen Literatur besonders stark und faßte schon damals meinen Entschluß, zum Theater zu gehen. Als ich diesen Entschluß später durchführte und ein Engagement an einem Brüsseler Theater annahm, zog ich mir alle Verwünschungen meiner Familie zu. Damals schrieb ich auch zwei Theaterstücke und einen Band Gedichte, letztere gab ich jedoch nie heraus. Mit mir selbst vollkommen unzufrieden, kehrte ich verzweifelt nach Paris zurück, wo ich ein Buch mit metaphysischen Essays schrieb, die ebenfalls nie veröffentlicht wurden. In dieser Zeit entdeckte ich Nietzsche und schöpfte aus ihm neuen Lebensmut. Ich Bchrieb dann mein bestes Werk „La Victoire de Samothrace" in 5 Akten. Ich schickte dieses Stück an Sarah Bernhardt, bekam ein Telegramm von ihr und fuhr voller Hoffnung nach Paris. Das war im Juli 19 14. Dann brach der Krieg aus, und alle Hoffnungen wurden wieder vernichtet. Ein Jahr war ich an der Front. Dann kehrte ich in die Heimat zurück und konnte mich wieder meinen künstlerischen Arbeiten widmen. Damals entdeckte ich den Film und war von ihm fasziniert. Ich beg-ann beim Film vollkommen von neuem und spielte zunächst einige kleine Filme, u. a. ein Lustspiel mit Max Linder. Dann verkaufte ich für 35 Francs mein erstes Manuskript an Paganini und für 45 Francs mein zweites. Darauf verfaßte ich mehrere andere Filmmanuskripte, von denen einige abgelehnt, andere aufgenommen wurden. Durch Zufall kam ich mit Louis Nalpas in Berührung, dem ich für 300 Francs ein Filmmanuskript verkaufte: „L'Infirmiere". Bei diesem Film war ich von Anfang an mit größtem Interesse bei den Aufnahmen dabei. Auf Grund des großen Erfolges bot mir Nalpas an, selbst einen Film zu inszenieren. Nach kurzem Zögern nahm ich an, und acht Tage später war mein erster Film, mit einem Kostenaufwand von 5000 Francs, beendet. Nun folgte Film auf Film. Immer mehr setzte ich meine eigenen Ideen durch, soviel ich auch angefeindet wurde, und begann mein künstlerisches Ziel zu sehen. Dann kam im Jahre 191 7 „J'accuse". Dieser Film wurde für mich entscheidend. 191 9 folgte „La Roue", bis ich in „Napoleon" den Film schaffen konnte, der am stärksten meinen künstlerischen Willen zum Ausdruck bringt.
Der Film ist die Musik des Lichts.
Meine Meinung über den Film ist, daß er eine unendlich starke Macht ist, die nutzbar gemacht werden sollte für die durch die tägliche Arbeit ermüdeten und erschöpften Menschen, um ihnen Erholung und Freude zu bereiten. Ich möchte das Empfinden für das geschriebene und gesprochene Wort verlieren, um ganz in dieser schweigenden Kunst aufgehen zu können.