Filmkünstler; wir über uns selbst (1928)

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Max Gülstorff Nach Absolvierung des Realgymnasiums in meiner Heimatstadt Tilsit kam ich zum Theater. Ich volontierte, machte lange Wanderfahrten durch die Provinz und traf in Schlesien mit einem anderen Schauspieler, der auch nicht auf Rosen gebettet zu sein schien, zusammen; es war Emil Jannings. Wurde dann an die Theater Rudolstadt und Kottbus für längere Zeit verpflichtet. 1912 stand ich zum erstenmal in dem kleinen Atelier in Neubabelsberg im Jupiterlichte. Bruno Kastner und Carola Toelle waren meine Partner. Ich kam dann zum Deutschen Theater, arbeitete ab und zu beim Film und erlebte die filmischen Aufstiege von Emil Jannings und Lubitsch mit. In einem größeren Richard Oswald-Film, ich glaube er hieß „Freitag der 13.", traf ich schon mit fast allen nachmaligen Filmkoryphäen, wie Schünzel, Krauß, Lupu Pick, Veidt zusammen. Film auf Film folgte bis zu meinen letzten Darstellungen, wie dem „Pogner" im Ludwig BergerFilm „Der Meister von Nürnberg" und meinen Rollen in den Ufa-Filmen „Die Dame mit der Maske" und „Looping the Loop". So sehr mich auch der Film interessiert, so ist doch das Theater dasjenige Kunstinstitut, von dem ich ausgegangen bin und zu dem ich immer wieder zurückkehren werde. Beim Theater gibt es kein „Schneiden". Man spielt seine Szene einheitlich hintereinander fort, kann Überblick und Bewußtsein seiner Leistung in einem viel höheren Maße als beim Film haben, wo sich die Szenen meistens ganz unorganisch aneinanderreihen. Beim Theater ist der Schauspieler Mittelpunkt, beim Film der Regisseur. Der Filmmensch braucht nicht zu sprechen, braucht nur zu wirken. So kommt es, daß heute noch in den meisten Fällen nicht seine schauspielerische Leistung, sondern sein schönes Gesicht ausschlaggebend ist. Die Russenfilme scheinen diese Theorie über den Haufen geworfen zu haben, waren aber in der Provinz kein „Geschäft". Solange die schönen Gesichter und nicht die Schauspielerleistung das Geschäft machen, man könnte auch sagen, solange das breite Publikum, besonders in der Provinz, mit seinem Kunstverständnis keine Fortschritte macht, werden wir alten Bühnenschauspieler uns beim Film nicht recht heimisch fühlen können. Erst der Zukunfts-Kunst-Film wird uns restlos befriedigen.