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Iwan Mosjoukin
Eine entzückende Kleinstadt Zentralrußlands, Penza, ist meine Heimat. Meine Eltern waren wohlhabende Gutsbesitzer und besaßen bereits zwei Söhne, als ich das Licht der Welt erblickte. Mein ältester Bruder Alexander ist heute ein bekannter Sänger. Ich selbst sollte, dem Wunsche meiner Eltern folgend, zunächst Rechtsanwalt werden und studierte daher nach Beendigung der Schule zwei Jahre Rechtswissenschaften. Allein ein zufälliger Besuch im Theater bestimmte mich ein für allemal Schauspieler zu werden. Gegen den Willen meines Vaters kehrte ich von einem Urlaub nicht nach Moskau zurück, sondern schloß mich in Kiew einer wandernden Theatertruppe an, mit der ich zunächst zwei Jahre quer durch ganz Rußland von Stadt zu Stadt reiste. Die Entbehrungen, die ich mir bei meinem Gehalt von 50 Rubel pro Monat auferlegen mußte, wurden reichlich durch die Freude, die mir mein Beruf bereitete, aufgewogen. Schließlich kam ich nach Moskau und spielte hier am Volks und Dramatischen Theater zahlreiche Rollen in modernen und klassischen Stücken. Es dauerte nicht lange, bis ich mich durchgesetzt hatte.
Schon als die ersten Spuren des Films in Rußland auftauchten, interessierte ich mich lebhaft für diese neue Kunst. Ich begann meine Filmtätigkeit zunächst mit kleinen Episodenrollen, die ich aber bald mit Hauptrollen vertauschte. Ich arbeitete mit den bekanntesten russischen Regisseuren, wie Starewitsch, Wolkoff, Protozanoff, Tourjanski und Asagaroff. Bis 1919 habe ich in einer großen Anzahl russischer Filme die Hauptrollen verkörpert und war die letzte Zeit bei der Ermolieff -Gesellschaft tätig. 191 8 zwang uns die Revolution, unsere Tätigkeit nach Jalta in der Krim zu verlegen. Aber auch hier konnten wir nur mehrere Monate bleiben. Schließlich landete ich nach mancherlei Irrfahrten über Konstantinopel und Marseille 1920 in Paris. Ermolieff setzte seine Produktion in Frankreich fort. Wie in Rußland schrieb ich auch hier einige Manuskripte und inszenierte selbst mehrere Filme, in denen ich auch gleichzeitig die Hauptrollen verkörperte. Unter den Filmen, die ich in Frankreich spielte, waren „Der Kurier des Zaren" (Regie Tourjanski), „Kean" und „Casanova" (Regie Alexander Wolkoff) die bekanntesten. Auf Grund des letzten Filmes wurde ich von der Universal nach Hollywood berufen, um dort die Hauptrolle in dem Großfilm „Hingabe" zu übernehmen. Dann kehrte ich nach Europa zurück, um in Deutschland den zweiten Film für die Universal „Der Präsident" zu spielen.
Ich freue mich, daß ich endlich Gelegenheit habe, in Deutschland arbeiten zu können, denn ich habe von jeher großes Interesse für den deutschen Film gehabt. Mein einziger Ehrgeiz war lange Zeit, zugleich Autor, Regisseur und Darsteller meiner Filme zu sein. Aber man kann nicht alles auf einmal selbst machen, und so habe ich mich beschieden. Ich werde aber bei der ersten Gelegenheit diesen Plan doch noch verwirklichen.