Filmkünstler; wir über uns selbst (1928)

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Maria Paudler Es war im Böhmerwald, wo meine Wiege stand. Und zwar war es in Bodenbach, wo ich das Licht der Welt erblickte. Natürlich war ich in der Schule keine Musterschülerin; gerade in puncto Aufmerksamkeit hatte meine Lehrerin sehr über mich zu klagen. Auch schien es ihr eines Tages nicht sehr angenehm zu sein, daß ich, als sie unvermutet ins Klassenzimmer trat, vor all den jubelnden Backfischen stand und ihre Absonderlichkeiten kopierte. So kam es, daß Ostern meine Note im Betragen nur „im ganzen gut" lautete. Besonders das Theater lenkte mich von der Schule ab. Nach Möglichkeit wurde keine Vorstellung versäumt. Durch einen Zufall wurde ich, ganze achtzehn Jahre alt, entdeckt und wirkte in Hauptmannschen Stücken neben Prominenten, wie Marr und Devrient mit. Schon zückte das Prager Landestheater einen fünfjährigen Vertrag gegen mich, als Jeßner auf der Bildfläche erschien und mich nach Berlin für das Staatstheater engagierte. Meine Beliebtheit wuchs von Stück zu Stück. Ibsen und Goethe habe ich das zu verdanken. Immer wieder wurde ich für die Solvejg in „Peer Gynt" und für das Gretchen im „Faust" angesetzt. Auch in „Jugend" und in „Kyritz-Pyritz" hatte ich großen Erfolg. Zwischendurch spielte ich die „Zirkusprinzessin" in der Calmanschen Operette. Dann kam der Film. Seine Stummheit entsetzte mich anfangs, die Selbstverständlichkeit, statt des Wortes den mimischen Ausdruck zu gebrauchen, reizte mich aber bald ungeheuer. Mein erster Film hieß „Die vom anderen Ufer". Dann kam der „Jüngling aus der Konfektion" mit Kurt Bois. Großen Erfolg erntete ich unter der Regie des leider viel zu früh verstorbenen Regisseurs Rahn in „Kleinstadtsünder". Wie schon gesagt, ist es für mich als Bühnenkünstlerin von ganz besonderem Reiz, statt des Wortdialoges den optischen Dialog durchzuspielen. Die Skala der mimischen Ausdrucksmöglichkeiten ist eine ungeheure, viel größer als die Ausdrucksmöglichkeiten des Wortes. Gerade der Film war es, durch den ich auch für die Bühne ganz außerordentlich viel gelernt habe. Ich könnte den Film nicht mehr missen. Wie man weiß, habe ich meine letzten Filme mit Harry Liedtke als Partner gespielt. „Wochenendzauber", „Mein Freund Harry", „Liebe im Schnee" und jetzt der letzte „Die Glücksfalle" sind mir die liebsten.