Filmkünstler; wir über uns selbst (1928)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

Artur Robison Ich bin Deutschamerikaner, und zwar wurde ich 1888 in Chicago in U. S. A. geboren. Mit 7 Jahren kam ich nach Deutschland, absolvierte das Gymnasium und studierte dann auf Wunsch meines Vaters in München Medizin. In München machte ich auch meinen Doktor. Dann übte ich kurze Zeit in Berlin meine Praxis aus. Aber schon im Jahre 191 1 zog es mich unwiderstehlich zur Bühne. Ich machte zunächst Sprachstudien und ging dann nach Amerika zurück, wo ich fast ein Jahr lang an einem deutschamerikanischen Theater auftrat. 191 4 kehrte ich infolge des Todes meines Vaters nach Deutschland zurück. 191 5 bis 19 16 ging ich zum Film und machte in dieser Zeit vier Filme als Regisseur. In meinem ersten Film spielte Werner Krauß die Hauptrolle, und Emil Jannings wirkte in einer 40-MarkRolle mit. Dieser Film hieß „Nächte des Grauens". 1921, nach Kriegsende, war ich bei der Mutoskop als Dramaturg tätig. Damals schrieb ich u. a. „Die Finsternis und ihr Eigentum". Dann inszenierte ich wieder einen Film mit Werner Krauß „Zwischen Abend und Morgen". Mein nächster Film „Schatten" erregte Sensation, weil er gänzlich ohne Titel war, und wurde ein großes künstlerisches Ereignis. Auf diesen Film hin wurde ich von Erich Pommer für die Ufa engagiert und machte hier die Großfilme „Pietro, der Korsar", „Manon Lescaut", „Der letzte Walzer" und zuletzt „Looping the Loop". Meine Idee ist der titellose Film, denn ich betrachte den Titel als einen Fremdkörper im Film, der als Notbehelf das erklären muß, was lediglich Gestaltung und optische Einstellung zu zeigen haben. Solange es jedoch eine scharfe Trennung zwischen künstlerischem Film-Theater und PublikumTheater gibt, muß der Regisseur aus Verantwortung gegenüber dem Geldrisiko des Fabrikanten Rücksichten nehmen. Der Regisseur kann infolgedessen heute noch keinen hundertprozentigen Kunstfilm, sondern höchstens einen fünfzigprozentigen schaffen, d. h. einen unterhaltungs-kunstgewerbüchen Film. Ich bemühe mich, in meinen Filmen immer bis zu einem gewissen Grade auf die anglikanische Mentalität Rücksicht zu nehmen, um meinen Filmen auch das wichtigste Absatzgebiet, Amerika, zu erschließen, was mir bei meinen letzten Filmen auch gelungen ist. Ich halte es für vollkommen verkehrt, daß ein Regisseur seinem Schauspieler gestattet, daß er spielt. Der einzige, der beim Film vorspielen muß, ist der Regisseur. Der Schauspieler muß nach Aussehen und Charakter der von seiner Rolle verlangte Mensch sein. In dieser Beziehung ist uns der amerikanische Film voraus, der versucht, für jede Rolle den entsprechenden Typ zu finden und nicht den Schauspieler, „der es auch spielen kann".