Filmkünstler; wir über uns selbst (1928)

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Ciaire Rommer Ich bin in Berlin geboren. Meine Karriere begann, als ich mit zwölf Jahren „Die Jungfrau von Orleans" spielte mit einem Aluminiumtopf als Helm, mit einem Besenstiel und einem Handtuch — das war die Standarte ! — und einem richtigen Schwert, das bei meinem Vater im Zimmer an der Wand hing. Ich war Hauptdarstellerin, Regisseur und Publikum in einer Person. Mein künstlerisches Temperament war damals so groß, daß mein Schwert in großem Schwünge in den Kristall-Lüster flog und einen Regen von Splittern über mich rieseln ließ. Und dann gab's etwas, was man allgemein als „Prügel" bezeichnet, wobei ich das Gefühl hatte, daß das mit wahrer Kunst absolut nichts zu tun habe . . . Nach Beendigung der Schule schickten mich meine Eltern in ein Pensionat nach Weimar. Eines Tages wurde ich Schülerin der Reinhardt-Schule. Dann endlich kam „Er". — „Er", Direktor einer kleineren Berliner Bühne, suchte eine „Aushilfe" für irgendeine kleine Rolle. „Sein" Auge ruhte mit Wohlgefallen auf mir, und bei ihm blieb ich. Dann kam eines Tages wieder jemand und erklärte, ich hätte eine unzweifelhafte Filmbegabung. Ich hatte auf der Bühne schon in allen möglichen und unmöglichen Stücken gespielt, aber vor dem Kurbelkasten kam ich mir zuerst furchtbar unbeholfen vor. Dann jedoch hatte es auch mich gepackt und nicht mehr losgelassen. Meine erste Filmrolle war die Nerissa im „Kaufmann von Venedig". Das war damals eine herrliche Zeit unten in der Lagunenstadt. Dann spielte ich in einer ganzen Serie als Partnerin von Riemann, u. a. „Wem nie durch Liebe Leid geschah", eine hübsche Verwandlungsrolle in dem Film „i und i — 3", letzthin bei Schünzel und in dem Film „Die Stadt der tausend Freuden". Heute könnte ich nicht mehr leben ohne zu filmen — ohne die seltsam prickelnde Melodie der singenden Lampen, die mich stärker anregt, als jedes Orchester ! Ich liebe am Film die große Konzentration, die er von uns verlangt; keine „Klischeefiguren" darzustellen, sondern Rollen zu spielen, die all die Zwiespältigkeiten einer Menschenseele aufleuchten lassen — das ist es, was auf mich den stärksten Reiz ausübt.