Filmkünstler; wir über uns selbst (1928)

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Christa Tordy In Bremen bin ich geboren. Meine Eltern waren zwar selbst überaus kunstliebend und feinsinnig, aber daß die Tochter jemals zum Film gehen könnte, das lag ganz außerhalb jeder Betrachtungsmöglichkeit. Von Bremen zogen wir nach Wiesbaden, wo mein Vater sich zur Ruhe setzte. Ich besuchte dort die Studienanstalt und machte mit siebzehn Jahren mein Abiturientenexamen. So in Unterprima wurde der „künstlerische Stein des Anstoßes" gegeben, und nun rollte er ganz munter. Wir pflegten nämlich auf der Studienanstalt sehr lebhaft das Theaterspielen, brachten Aristophanes heraus, schrieben uns auch selbst kleine Stücke, an denen ich besonders schriftstellerisch-dramaturgischen Anteil nahm, ja schrieben selbst ein ganz großes Stück „Kaiser Nero", frisierten die Sache aber humoristisch ä la Offenbach und hatten einen Riesenerfolg damit. So tauchte bei mir die Idee auf, daß die dauernde Beschäftigung mit der Kunst „Spaß machen könnte" — aber die Eltern! Ich ging ganz brav nach Berlin, trat dem „Verein der Künstlerinnen" bei und hörte auf der Universität das kunsthistorische Seminar von Prof. Goldschmidt. Ging dann nach München und Breslau, studierte Kunstgeschichte und Philosophie, Archäologie und Literaturgeschichte. In Breslau promovierte ich zum Dr. phil. Kurz vorher hatte sich mein künstlerisches Schicksal entschieden. Ich war in Berlin bei meiner Cousine Mady Christians zu Besuch, die damals gerade in Tempelhof unter der Regie von Ludwig Berger den „Walzertraum" drehte. Ich besuchte sie im Atelier. Herr Berger und Operateur Brandes bemerkten mich und machten Probeaufnahmen von mir, die ausgezeichnet ausfielen. Ich war glücklich. Nun, fürs erste ging ich hübsch artig nach Breslau zurück. Machte mein Examen und führte nebenbei schriftlich und telegraphisch Verhandlungen mit der Ufa. Dort bekam ich 1926 mein erstes Filmengagement unter Wendhausen in dem Polizeifilm „Sein großer Fall". Ich bin von dem Filmberuf begeistert. Auch meine Eltern sind bereits mit meinem neuen Berufe ausgesöhnt. Die Rollen, die mir vorschweben, sind junge Mädchen, die nicht nur lustig-vergnügt, sondern zugleich gesetzte und reife Charaktere sind.