Filmkünstler; wir über uns selbst (1928)

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Alexander Wolkoff Ich entstamme einer alten, aristokratischen Familie aus dem Wolgagebiet, die von jeher sehr viel Interesse für die Kunst hatte. So war mein Vater ein leidenschaftlicher Musikenthusiast, meine Schwestern sind Klaviervirtuosinnen, und einer meiner Vorfahren war ein berühmter Schauspieler. Es ist selbstverständlich, daß ich auch Künstler wurde. Schon während meiner Schulzeit in Moskau beschäftigte ich mich leidenschaftlich mit der Malerei und erreichte bald eine solche Fertigkeit, daß mein Bild der russischen Kaiserin, das ich als fünfzehnjähriger Junge gemalt hatte, auf der Ausstellung in Paris die Große Medaille erhielt. Da ich über eine sehr gute Stimme verfügte, beschloß ich, Opernsänger zu werden und erhielt ein Engagement an die Kaiserliche Oper in Moskau. Der RussischJapanische Krieg durchkreuzte alle meine Pläne. Dann folgte die erste Revolution, aus der ich mit einigen Orden mehr und einigen Illusionen weniger hervorging. Den größten Teil meiner Zeit verbrachte ich in Theater und Musikkreisen. Hier kam ich eines Tages mit dem bekannten Filmproduzenten Paul Thiemann zusammen, der mir eine große Rolle in einem seiner Filme anvertraute. Aber es reizte mich von Anfang an, Regie zu führen. Ich arbsitete mich nun in das Filmgebiet von Grund auf ein, und zwar beschäftigte ich mich gleichzeitig als Szenarist, Titel-Dramaturg und mit dem Schneiden von Filmen, bis ich eines Tages wieder Paul Thiemann begegnete, der mich nun mit nach Tiflis in den Kaukasus nahm, um mir hier die Leitung seines Ateliers anzuvertrauen. Hier arbeitete ich als Produktionsleiter und drehte bald meinen ersten Film „Der Gefangene des Kaukasus" von Puschkin. In diesem Film spielte ich gleichzeitig die Hauptrolle. 19 14 wieder Krieg. Nach schwerer Verwundung und langem Aufenthalt im Lazarett kam ich 1916 zu Ermolieff nach Moskau und inszenierte hier vier große Filme mit Mosjoukin. 191 8 mußte die Ermolieff-Gesellschaft flüchten nach Yalta in der Krim, Konstantinopel, Marseille und schließlich Paris. Hier spielte ich zunächst wieder die Hauptrollen in zwei großen Filmen. Dann kam mein entscheidender Erfolg. Ich inszenierte „Kean" mit Mosjoukin in der Hauptrolle. Nach kurzer Zusammenarbeit mit Abel Gance schuf ich meinen „Casanova"-Film, wiederum mit Mosjoukin. Jetzt inszeniere ich für die Ufa den Großfilm „Geheimnisse des Orients". Obwohl ich viele große Ausstattungsfilme inszeniert habe, so schaffe ich doch nie für das Auge, sondern versuche stets einen gedanklichen geistigen Hintergrund bildhaft zu gestalten. Ich habe große Pläne: Lord Byron, Don Juan, Hamlet, Sin-Karazin und viele andere schweben mir vor. Hoffentlich kann ich sie alle noch einmal ausführen.