Filmkünstler; wir über uns selbst (1928)

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Wolf gang Zilzer Nachdem ich die allernotwendigsten Lebensfunktionen erlernt hatte, als da sind Essen, Trinken, Schlafen und das übrige, begann ich mich selbständig zu machen. Es war auf dem Lande. Ich besuchte benachbarte Viehställe, ging in fremde Obstgärten, wo ich mitunter, wenn gerade keiner anwesend war, etwas Obst zu mir nahm. Es war so weit alles sehr nett, bloß leider, leider, ich hatte schon damals zu wenig Geld. Mit zunehmendem Alter machte sich dieser Umstand immer unangenehmer bemerkbar. Meine Schulzeit verlief verhältnismäßig glatt, wenn ich von einigen Meinungsverschiedenheiten absehen will, die sich so im Laufe der Zeit zwischen mir und meinen Lehrern nicht ganz überbrücken ließen. Vielfach ergaben sich auch Unstimmigkeiten daraus, daß meine ganze Art, mich zu geben, mit den Anstaltgepflogenheiten teilweise in Widerspruch geriet. Aber welche Lebenssituation bleibt ganz ohne Reibung! Und dann: die Elastizität der Jugend half mir über vieles hinweg. Übrigens in diese Zeit fiel es, daß sich meine schauspielerische Begabung das erstemal zeigte. Wir Jungen in der Schule hatten nämlich die Gewohnheit, uns während des Unterrichts durch amüsante Plaudereien ganz vom Lehrgegenstand zu entfernen. Meine Gespräche waren besonders geschätzt, weil ich es vorzüglich verstand, manche Lehrer völlig naturgetreu nachzuahmen, so daß meine Kameraden mitunter mächtig lachen mußten. Kam nun einer von den kopierten Lehrern auf mich zugeschritten, so konnten meine Gesichtszüge sich urplötzlich vollkommen verändern, so daß der Betreffende nicht recht wußte, was er mit mir anfangen sollte. Ich beschloß daher, Schauspieler zu werden. Freilich hatte ich nicht damit gerechnet, daß man in diesem Beruf auch sehr viel arbeiten muß, und es gab dann im späteren Leben oft Momente, wo ich mir sagen mußte: „Hättest du das gewußt, hättest du auch was Anständiges werden können!" Der Schauspielerberuf hat aber auch sein Gutes. Man kann den Leuten auf der Bühne und im Film ruhig etwas vorspielen oder sich ganz fürchterlich verstellen, ohne daß jemand schimpft wie in der Schule. Im Gegenteil, die Zuschauer freuen sich darüber, und manchmal bekommt man auch Geld dafür.