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Drei Monate durchstreiften wir Borneo und Celebes, — aber nichts hat auf mich bei unserm Hin und Her im Fernen Osten so komisch gewirkt wie das Treiben der wilden Affen, die in unabsehbaren Herden in den Wäldern von Java ihr Wesen treiben. Gewiß sind sie scheu, doch man bekommt immer noch genug Drolliges zu sehen, wenn man heimlicher Zeuge ihrer Flucht durch Palmen und andere Hochbäume wird. Namentlich, sobald sie ihre Jungen bei sich haben, sind sie von einer unübertrefflichen Flinkheit. Wie der Blitz sausen sie von Stamm zu Stamm, schwingen sich an langen Schlinggewächsen, deren Tragfähigkeit sie wunderbar abzuschätzen wissen, von Zweig zu Zweig, und kommt wirklich einmal ein Tier ins Rutschen, so bleibt der Führer der Karawane, der Leitaffe, so lange zurück, bis der gefährdete Kamerad wieder mitten im Rudel und in Sicherheit ist. Wollte man es versuchen, eine solche Herde zu überfallen, so würde es unweigerlich eine schwere Schlägerei und Beißerei zwischen Menschen und Affen geben; selbst Feuergefechte, soweit die Eingeborenen es über sich gewinnen, auf einen Affen zu schießen, enden nicht unbedingt mit dem Siege der Menschen.
Langsam — während ich an diese wenigen Einzelheiten unserer Kreuzfahrt durch Ostasien
denke — zieht unser Dampfer seinen Weg nach Aden zu. Noch umgibt uns die traumhafte Weiche des Indischen Ozeans, — aber in Kürze werden wir, nach fast sechsmonatigem Umherirren, den Hafen von Aden anlaufen und einen letzten Blick auf den Orient werfen, um dann mit Riesenschritten, nein mit jeder Umdrehung unserer Schiffsschraube - der Heimat wieder zuzusteuern. Ob's ein dolce far niente hier draußen war? Nun, eine Sorglosigkeit war's, ein gedankenloses Aufgehen in ununterbrochener, fast automatischer Arbeit: der Tisch wurde täglich gedeckt, und da wir von Krankheiten verschont blieben, dachte niemand an die morgigen Aufgaben, an die morgigen Gefahren und Ueberraschungen. Aber im Grunde war's doch eine Strapaze, eine wilde, schöne Strapaze, die ich in meinem Leben kaum je missen möchte. Nur von einem, von dem vor meiner Abreise oft gesprochen wurde, von den Giftschlangen, müßte ich noch einmal reden, doch soll's nicht heute sein. Warten wir, bis ich die Schiffsplanken nicht mehr unter mir habe und mir zum Schreiben mehr Muße bleibt. Warten wir vor allem bis zu dem Augenblick, wo mir Heinz Karl Heiland nicht mehr sagen kann: „Aus dir wird nie ein ordentlicher Schauspieler werden, mein Junge!"
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Carl \V. Tetting vor einem Tempeleingang in Yokohama