Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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Öa Wirklich: Harald Lloyd hat es fertig gebracht, nicht nur im Film, sondern auch im Leben ein bescheidener junger Mann zu bleiben. Er ist sogar so bescheiden, daß er seines Brilleurahrrens bedarf, um an sich selbst zu glauben. Es ist keine Phrase, es deckt sich vielmehr mit der Wirklichkeit, daß Harald Lloyd spielend leicht in Verlegenheit zu bringen ist, daß er errötet wie ein junges Mädchen — wenn ein junges Mädchen vor ihm steht. Er ist unter Umständen sogar fade, verlegen, hilflos . . ., aber alles das in vollem Umfange nur, wenn er seine Hornbrille nicht auf der Nase sitzen hat. Vor kurzer Zeit erst . . . bekanntlich ist Harald verheiratet . . . wurde er im Atelier von einigen jungen Mädchen angesprochen. „Bitte," sagte die Mutigste von ihnen, „tun Sie uns doch mal einen recht großen Gefallen, ja?" Harald errötete und fragte: „Und welchen?" „Oh," erwiderte die Statistin, „wir möchten Sie nur einmal ohne Ihre Brille sehen!" Und die andern Komparsinnen stimmten bei: „Tun Sie uns doch den Gefallen, Mister Lloyd, bitte!" Aber Harald wurde trotz seiner Puderbestäubung noch um einen Schein verlegener und drückte sich beiseite: „Ich muß gerade wieder zur Szene zurück, meine Damen", sagte er. „Ich habe leider gar keine Zeit . . . sonst . . . natürlich herzlich gerne!" Dennoch hatte er mit seiner Weigerung die Rechnung ohne seine Verehrerinnen gemacht; neugierig und kouragierter als der junge Mann, drängten sie ihm einfach nach und warteten, bis die Aufnahme beendet war. Als Harald wieder aus der Szene trat, standen sie vollzählig da und wiederholten ihr Anliegen. Da blieb ihm, um sich der ihn Umdrängenden zu erwehren, nichts anderes übrig, als seine Hornrahmen abzunehmen, warauf die Damen voller Enttäuschung in ernüchternde „Ohs" ausbrachen. Ihnen war der bebrillte Harald eben lieber, als der unbebrillte . . . Vielleicht ist das der der „stunt"-Darsteller schüchtern geblieben zu enttäuschen, wie man sich einmal, daß er Er kennt seinen im ist: Grund, weshalb zivilen Leben so ei rechnet immer damit, und mehr sogar: er weiß, in Hollywood erzählt, nicht so sehr populär geworden ist. eigenen Weltruhm nicht, wodurch er sich eben von vielen seiner Kollegen und Kolleginnen unterscheidet, die ihren Ruhm bekanntlich gerne über schätzen. Harald Lloyd ist ein Arbeitsmensch, einer von denen, die kaum aus ihrer Werkstatt herauskommen, auch jetzt noch nicht, wo die andern amerikanischen Prominenten ihre Europareise unter allen Umständen haben müssen. Anders wäre es auch gar nicht möglich gewesen, schon heute eine so hübsche Villa im italienischen Stil zu besitzen, ein schmuckes Häuschen, bei dem jeder Passant den andern darauf aufmerksam macht, daß das Namensschild „Harald Clayton Lloyd" einem erfolgreichen Groteskdarsteller gehört . . . In seiner von überraschend günstigen Schicksalsfügungen reich bedachten Laufbahn ist Harald Lloyd ein typisches Kind seiner amerikanischen Heimat, denn auch ihm wurde nicht 25