Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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Die feste Freundschaft zwischen den beiden, im Alter so ungleichen Menschen brachte Harald zuerst als Statisten, dann als jungen Episodisten auf die Bühne, und war sein Leben bisher zwischen Schule und Zeitungsstand hinund hergependelt, so trat an Stelle des Zeitungsstandes nunmehr das Theater. In einem damals sehr erfolgreichen Stück „Tess of the d'Urbervilles" erhielt Harald sogar eine richtiggehende Rolle, und auf dem Theaterzettel war er mit seinem vollen Namen verzeichnet. Das ging so weiter, bis der Stimmwechsel eintrat und der werdende Jüngling sich auf stumme Rollen beschränken mußte. In dieser Zeit widmete er sich dem Studium der Maske, und sein eifriger Lehrer, eben der alte Histrione, leistete ihm dabei eine sehr ersprießliche Hilfe. Die Bühnenarbeit jedoch war nie eine wirklich durchschlagende für den jungen Mann, immer sehnte er sich danach, im Film Fuß zu fassen, wo er seinem ganzen Temperament nach mehr hingehörte; auf der Bühne verlor er nie seine unüberwindliche Schüchternheit . . . So kam er . . . vor etwa sieben Jahren . . . nach Kalifornien und nach Los Angeles. Natürlich wollte niemand von ihm etwas wissen, ein junger Schauspieler war er, wie so viele andere. Und kein Direktor ließ es sich einfallen, in Harald Clayton Lloyd etwas anderes zu sehen, als einen landläufigen Komparsen Jeder ist eben das, wozu er sich selbst macht. Aber selbst die Beschäftigung als Komparse wollte Harald nicht leicht werden; zunächst wollte man ihn nicht einmal im Hintergrunde verwenden. Stellungslos und ein wenig hungrig, trieb er sich tagelang in der Umgebung der Ateliers umher, als er auf die beste Idee seines Lebens kam. Er kostümierte sich nämlich kurzerhand zuhause, schminkte sich nach allen Regeln der Kunst . . . und begab sich dann zur Zeit der Frühstückspause ins Ateliergelände, um sich dort unauffällig unter die lustwandelnden, sich nur verschnaufenden Statisten zu mischen. Als die Pause beendet war, ging er, als gehörte er dazu, einfach mit ins Atelier zurück und stellte sich wartend beiseite. Arbeiten tat er nicht, denn da er doch nicht auf der Lohnliste stand, hätte er sowieso keinen Cent bekommen. Aber der Vorteil war, daß er nun wenigstens im Atelier war. Und der Zufall war ihm hold: da er tatenlos im Korridor stand, wurde er von einer im Nachbarraum arbeitenden Firma, besser gesagt: von ihrem Hilfsregisseur angesprochen - und . . . vom Fleck weg für eine erste Filmarbeit engagiert. Die Idee, sich zuhause zu schminken, hat Harald Lloyd also Zugang zum Film verschafft . . . Trotzdem dauerte es noch eine lange Zeit, ehe man ihm größere Aufgaben zutraute. Unter den Komparsen und den Kleinrollen-Darstellern von Los Angeles befand sich damals ein gewisser Hai Roach. An diesen schloß sich Harald Lloyd freundschaftlich an, und als nach drei Jahren Hai Roach ein kleines Sümmchen eibte, lud er seinen Intimus Harald ein, sich an der Produktion' kleiner Komödien zu beteiligen."' In'einer alten Baracke, die zu nichts mehr nütze war, etablierten Hai Roach und Harald Lloyd ihr Atelier, und sie führten dort eineAnzahl vonGroteskkomüdien auf,die wenigstens nicht ganz unoriginell waren. Aber ein großer Erfolg waren diese Sachen noch nicht, denn noch hatte der Filmsolist Harald seine Brille 27