Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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Mann auf dem Schrank? Und wie käme er unbeobachtet darauf? Wie könnte er sich dort oben verborgen halten? „Hat niemand den Schuß gehört?" fragt der Kommissar, als der Protokollführer zu Ende gelesen hat. „Es könnte doch sein, daß ute Partei oben im Hause — " Steen schüttelt den Kopf: „Die Herrschaften oben sind verreist." „Seit wann?" „Seit etwa drei Wochen." „Und ist niemand in der Wohnung?" „Nur ein alter Diener, Treaburn heißt er." Der Kommissar nickt: „Er mag kommen!" Einige Minuten später steht ein schlottriger Alter vor derr Beamten und erklärt, daß er nichts gehört habe. „Schlafen Sie im Hause?" fragt der Kommissar. Der Alte sieht sich furchtsam um, dann schüttelt er sich in den Schultern und erwidert: „Nein — " Er nennt eine alte Gasse im Norden Londons. „Wann verlassen Sie das Haus abends?" forscht dei Kommissar weiter. „Um acht . . . oder um neun . . ." sagt Treaburn. Helen Franklin läßt keinen Blick von den unsteten, zitternden Augen des Greises. Sie fühlt, daß der Kommissar mit diesem Manne nichts anfangen wird, aber obwohl sie das weiß, und obwohl sie sich darüber einig ist, daß alle alten Leute vor den Behörden zittern, beschäftigt sie sich mit der angsterfüllten Gre:senei scheinung. Treaburn wird entlassen. Noch einmal gehen die Anwesenden durch die Flucht der Zimmer, sie betreten die Küchenräume, in denen kaum je ein umfangreiches Mahl gerichtet wurde, und schauen in die Speisekammer, die sich nach hinten anschließt. „Teufel nochmal!" fährt da der Kommissar, der der erste in der Reihe ist, zurück. Und er sammelt sich im nächsten Augenblick, um zu lächeln: „Hat mich die Maus erschreckt . . .;" „An Mäusen fehlt's hier nicht!" sagt Steen, der Diener. „Im ganzen Haus?" fragt der Beamte beiläufig. „Vermutlich," erwidert Steen. Helen Franklin ist die Vorstellung, in einem von Mäusen heimgesuchten Haus zu sein, sehr unangenehm, und sie spürt plötzlich das Verlangen in sich, recht bald ins Freie zu kommen. Der Zufall bringt sie in Farnums Nachbarschaft. „Haben Sie etwas gefunden?" raunt der ihr zu. Sie nickt und sagt: „Ich glaube ..." Und bald stehen sie im Freien, sie lösen sich von den Polizei-Organen los und durch; V . . er vertieft sich in die Schriftstücke schreiten den stillen Regentpark. Weit uiid breit ist um diese Vonnittagszeit kein Mensch zu sehen, die Wege liegen einsam und verlassen zwischen den weiten Rasenflächen. „Was haben Sie, Miß Franklin?" fragt Farnum, der sich vor Ungeduld kaum noch fassen kann, — er greift mit unruhigen Händen nach den Papieren, die Helen aus der Bluse zieht. Und wie er dabei ihre Hand berührt, fallen ihm wieder die ausgeprägten Finger seiner unbedeutenden Privatsekretärin ein, und er stellt sich vor, wie geschickt dieses hübsche Mädchen gewesen ist, um in einem von der Polizei kontrollierten Haushalt unbemerkt zu bleiben. Ehe er einen Blick auf die Notizen in Blei und Tinte wirft, streifen seine Augen an Helen Franklin herab. Der Ausschnitt an ihrer Bluse ist etwas zu weit offen geblieben, als sie die Skripturen hervorzog. Daniels Aufmerksamkeit gleitet den Ausschnitt entlang und bemerkt mehr, als eigentlich für ihn bestimmt ist. Schnell zupft Helen die Bluse zurecht, jedoch ohne zu erröten. Diese Fassung gefällt Daniel Farnum außerordentlich: - sie ist vernünftig' denkt er sich. Und gleichzeitig weiß er: — sie ist prachtvoll gebaut, diese Kleine! Dennoch bleibt es bei einem tiefen Atemzug, und er vertieft sich in die Durchsicht der Schriftstücke. Natürlich sind es geschäftliche Notizen, denn was soll ein Mann in den Fünfzigern, der die Hilfswerke für Indien und Rußland managte, anderes notieren, als Geschäftliches? Dann aber wird er von einem engbe 39