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leer und kalt, sie gewinnt erst Leben durch die von innen ausstrahlende Kraft der Persönlichkeit. Fehlt diese innere Beseeltheit, so wird keine äußere Vollkommenheit imstande sein, diesen Mangel auszugleichen. Wie oft habe ich dieses Gefühl, wenn ich eine wirklich schöne Frau im Film sehe. Im Augnblicek ist man fasziniert und entzückt durch die Schönheit der äußeren Erscheinung, aber kaum hat sich die Blende geschlossen, so ist der Eindruck vorbei, und es bleibt keine Erinnerung übrig. Dagegen wird eine Leistung, die seelisch wahrhaft erlebt und von innen heraus gestaltet ist, unvergeßlich sein, ganz gleich, wie der Darsteller äußerlich aussieht. Gerade in der Ausstrahlung dieser Beseeltheit von innen heraus liegt die suggestive Kraft begründet, die große Künstler auf ihre Mitmenschen ausüben, durch die sie die anderen fortreißen und aus der Alltäglichkeit in die Sphäre reiner Kunst und Geistigkeit erheben.
Nicht auf die äußere Schönheit kommt es an, sondern einzig und allein auf die innere Schönheit, d. h. auf die seelische Reinheit und Sauberkeit, verbunden mit der individuellen Eigenart jedes Menschen. Aus dieser inneren Beseeltheit entwickelt sich auch der persön
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l'hoi.: Becker&Maaß
liehe Stil, der die Eigenart des Künstlers ausmacht und ihn von den anderen unterscheidet.
Diesen eigenen Stil zu entwickeln, erscheint mir die größte Aufgabe nicht nur für den Künstler, sondern für jeden geistig lebenden Menschen. Keine konventionellen Zugeständnisse, sondern ausgesprochene Betonung des Persönlichen. Keine Konzession an Althergebrachtes, sondern Treue zu sich selbst und Mut zum Durchsetzen dessen, was man als richtig erkannt hat. Keine Schablone, sondern eigene Neugestaltung von innen heraus, gemäß der subjektiven Bedingtheit des eigenen Wesens: Das sind die Vorbedingungen, die zur Entwicklung eines eigenen Stils erfüllt sein müssen.
Alles andere ergibt sich dann von selbst: die spezifisch eigene Auffassung der Rolle, der eigene Stil in der Darstellung, die individuelle Art, sich zu bewegen, die persönliche Note in der Kleidung. Für mich muß der Name eines Künstlers bereits ein Begriff sein, der eine klare Vorstellung von seinem Wesen und seiner Eigenart gibt und ihn vor den anderen heraushebt, nur dann hat er die Berechtigung, sich Künstler zu nennen.
Ich fasse kurz zusammen: Zur guten Filmschauspielerin gehört meiner Meinung nach mehr als ein schönes Gesicht. Sie muß vor allem eine echte Künstlerin und eine starke Persönlichkeit sein. Sie muß die innere Schönheit besitzen.
Margarethe Schlegel ist im Grunde derselben Ansicht:
Schönheit ohne Stil ist wesenlos. Form, Grazie, Bewegung, Charakter geben der Schönheit erst das wesentliche Leben. Man möchte fast sagen: der Stil kann zu einem Teil das Fehlen der Schönheit ersetzen, fehlender Stil aber kann die Schönheit töten. Das gilt auch für den Film genau so wie für das Leben. Und darum haben schöne Filmdarstellerinnen die große Aufgabe, das Bild ihrer Züge durch das Bild ihrer Seele, diesem tiefsten Grunde allen Stils, zu erleuchten.
Ernst Hofmann läßt sich folgendermaßen vernehmen :
Das Ideal, d. h. die Vollendung, ist die Vereinigung der beiden Begriffe Schönheit und Stil. Da die Ideale aber meistens nur Phantasiegebilde sind, wird man sich entscheiden müssen, worauf man lieber verzichten möchte: auf Stil oder auf Schönheit. Vollendete Kunstwerke vereinigen noch am ehesten beides, — die Venus von Milo ist schön und hat Stil! Dafür ist die Venus von Milo aber auch nur
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