Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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NICHTS FÜR UNGUT EIN PAAR KLEINE ERINNERUNGEN VON' JULIUS URGISS Lubitsch erzählte uns einmal einen netten Scherz und leistete sämtliche Eide, daß die Sache sich in Wirklichkeit auch so abgespielt habe. Es war in München, Lubitsch ging über die Straße, da hörte er sich plötzlich anrufen. Große Freude, denn der andere war ein sehr berühmter moderner Dramatiker. Sie kamen ins Gespräch und natürlich auch auf den Film. Geheimnisvoll erzählte derDichter,er habe einen fabelhaften Filmstoff (Filmstoffe sind zuerst immer fabelhaft!), und da jeder Regisseur auf den Gehalt eines Filmstoffes beinahe so scharf ist wie auf das Gehalt für seine eigenen Leistungen,ließ Lubitsch nicht locker, bis dann schließlich jenergroßeMann ihm den Titel seines Stoffes nannte und zwar „Susanne im Bade". Darob Lubitsch: „Susanne im Bade?? Ja, wie haben Sie sich Handlung gedacht?" Und der JULIUS URGISS da die Dichter: „Stellen Sie sich einmal vor, wie wirkungsvoll es ist, wenn Susanne im Bade sitzt, und die beiden Männer da oben mit gierigen Augen auf die nackte Frau sehen!" Lubitsch blieb trotz des Schneegestöbers erstaunt stehen. „Nun und weiter, Sie wollten mir doch einen Stoff erzählen!" Mit Zeichen des größten Entsetzens sagte jetzt der Dichter: „Ist denn das nicht Stoff genug für einen Film?" Lubitsch ergriff die Flucht — und seitdem spricht jener Dichter abfällig über den Film. Abfällige Urteile über den Film hört man noch heute nicht nur aus den Kreisen der Mucker, die aus Prinzip den Film bekämpfen, abfällige Urteile hört man auch aus der anderen Richtung, nämlich von den Intelligenten. Aber nur von solchen, die sich mitMißerfolg am Film betätigten. Doch das ist ein Thema für sich, das ich vielleicht ein anderes Mal anschneide, heute möchte ich mir nicht die Launeverderben. Wenn schon ein Dichter, wie jener Herr in München, sowenig Verständnis für das Wesen des Films und des Filmmanuskriptes aufzubringen vermag, was soll man dann erst vom großen Publikum verlangen? Publikum? Jawohl! Jeder zweite Mensch nämlich ist ein Filmelichter oder vielmehr, er bildet sich ein, ein Filmdichter zu sein. Vor wenigen Monaten habe ich durch das Radio einen Vortrag über das Thema: „Wie schreibt man einen Film?" gehalten, wobei ich auf die Schwierigkeiten, ein Filmmanuskript abzufassen, hinwies, und an dessen Schluß ich das große Publikum bat, sich die Mühe, einen 31