Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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Mark seien nicht zu viel. Worauf der Dramaturg ein Reclam-Heftchen aus der Tasche zog und erklärte, daß man ja für eine Sache, die man für zwanzig Pfennige haben könne, nicht hundert Mark auszugeben brauche. Nach einer gehörigen Tracht Prügel wurde dann der semmelblonde Schwindler recht unsanft die Treppe hinunterbefördert. Der Filmdramaturg! Der hat nichts zu lachen! Neulich schlug so ein armer, geplagter Mann seinem Direktor vor, den „Prophet" zu verfilmen. Prompt erhielt er zur Antwort: „Gehen Sie mir bloß mit den biblischen Stoffen vom Halse". Dabei meinte der arme Dramaturg die Meyerbeersche gleichnamige Oper, die das Schicksal des Johann v. Leyden behandelt. Auch ich war einmal Dramaturg bei einer großen Filmfirma. Da passierte folgendes hübsche Geschichtchen: Ich hatte ein Fiimmanuskript geschrieben, und man fand eine Novize, die zum ersten Male in einem Film spielte — und zwar sogleich die Hauptrolle. Ich hatte keiner der Aufnahmen beigewohnt. Man führte mir im Vorführungsraum den fertigen Film vor, außer mir waren noch einige Personen anwesend. Als es nach dem ersten Akt hell wurde, sah ich neben mir ein junges Mädchen sitzen, das bitterlich weinte. Teilnahmsvoll fragte ich, was ihr sei. Da antwortete sie: „Ich bin doch die . . ., ich sehe mich zum ersten Male auf der Leinwand, und da muß ich weinen." Jetzt erst merkte ich, daß es die Hauptdarstellerin war. „Gnädiges Fräulein, ich dachte, Sie weinten über das schlechte Manuskript", sagte ich . . ., und nun fiel sie über den Autor her, daß kein Mensch mehr von ihm ein Manuskript genommen hätte. Die Umstehenden amüsierten sich köstlich, und als die Diva endlich aufgehört hatte zu toben, nannte ich ihr in tiefster Zerknirschung meinen Namen. Na, die hat Augen gemacht! Inzwischen ist aus der Novize eine sehr beliebte Filmschauspielerin geworden und sie hat in so manchem Film des von ihr damals so zerfleischten Autors gespielt und große Erfolge damit erzielt. Wem alles muß es der Filmautor recht machen! Der Direktion, dem Regisseur, sämtlichen Darstellern, dem Hilfsregisseur, dem Photographen, kurz, allen, die überhaupt an dem Film mitarbeiten. Wird es dann ein Erfolg, haben ihn alle Faktoren herbeigeführt, nur nicht der Autor; ist es aber ein Mißerfolg, dann hat einzig und allein das Manuskript die Schuld. Womit klar bewiesen ist, daß der Filmautor nicht auf Rosen, sondern auf Disteln gebettet ist. Keine Kunstgattung verträgt Dilettantismus. Der Film nun schon ganz und gar nicht. Irgendwo hat irgendwer so richtig gesagt: „Vom Dilettanten zum Künstler ist nur ein Schritt aber der Dilettant kann den Schritt nicht tun." Wenn wir doch endlich so weit wären, daß man allgemein den Film als Kunstgattung einschätzte! Dann würden alle die, die heute noch meinen, ein Filmmanuskript könne man aus dem Aermel schütteln, vielleicht doch ganz anderer Ansicht werden. Heute möge allen diesen gesagt sein: „Da glaubt man manchem den Funken verlieh'n; - Er küßt die Muse, doch sie nicht ihn!" >CiiM/)^