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sichter, um die Schauspieler nicht immer als die gleichen Menschen zu empfinden; sie sollen im Aeußeren unbedingt in jeder Rolle voneinander abweichen. Die Maskierung ist im Film eine Voraussetzung für die absolute Verständlichkeit . . .
„Verlangt wird also eine charakteristische Maske," sagt Hagemann in seiner „Kunst der Bühne". „Die äußere Erscheinung der einzelnen Figur hat ihre eigentümlichen Anlagen und Eigenschaften kundzugeben. Wie sich die Betätigung jedes Menschen zu seinem Grundcharakter verhält, verhalten sich Gesten und Mimik zu der äußeren Gesamtmaske . . . Charakter und Erscheinung sind so etwas wie ein Generalnenner, in den die äußeren und inneren
Betätigungen zwanglos aufgehen müssen." Aber nicht nur das Zwanglose und Selbstverständliche unterliegt der Maske ... Ist es nicht sonderbar, sich vergegenwärtigen zu müssen, daß dieMaske in ihrem
Ursprung gerade das Gegenteil des Natürlichen war? Oder — halt! Gar so sonderbar ist es hinwiederum nicht!
Denken Sie an den Herrn R. oder den I Ierrn M. : beide sind so äußerlich recht annehmbare, vielleicht sogar lieb erscheinende Menschen; sie können gewinnend sein, sie können scherzen und Ihnen wohlwollend die Schultern klopfen . . ., aber diese Aeußerlichkeit ist an und für sich gerade der Gegensatz ihrer inneren Falschheit. Wir durchschauen eben die Maske der Liebenswürdigkeit und empfinden sie gar nicht mehr als Maske. Aber so wie diese biederen Zeitgenossen die Liebenswürdigkeit hervorzustecken streben, so war die Maske von jeher . . . nur e i n T r u g der Aeußerlichkeit. Da
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Maske aus Japan
standen im alten Hellas gewöhnliche Sterbliche auf breiten Bühnen und hatten sich Masken vorgebunden, heitere und tragische Masken, da wurden und werden noch heute in Asien und unter den wilden Volksstämmen Amerikas ursprüngliche Feste gefeiert, bei denen Männer und Frauen sicii verkleiden; die Menschen, die hier Masken umlegen, werden zu Göttern, und alles Menschliche fällt in der Sekunde von ihnen ab, in der sie die Masken anlegen. Der
modellierte Wisch, den man sich umhängt, ändert nicht nur dasGesicht, sondern mit dein Gesicht die ganze seelische Beschaffenheit . . . In den Alpenländern haben wir noch heute
Ueberbleibsel derartiger Anschauungen: hier und dort wird ein Mummenschanz getrieben, der an uralte Ueberlieferungen anknüpft: dieErdgeister,die wilden Naturgewalten leben in Personifikationen fort, -Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit gehen in figürlichen Gestalten über die Erde und mischen sich unter die Menschen, um an ihren Freuden teilzuhaben.
Die alten Masken, die die Tänzerinnen sich anlegen, bäuerliche und andere Tänzerinnen, deuten nur die Umwandlung menschlicher Kreaturen in Wesen der mythologischen Konzeptionen an, — die Erynnien, die einstmals den Chor der antiken Tragödie bevölkerten, entstellten sich mit entsetzenerregenden Masken das Gesicht und verloren vor aller Welt, solange die Verkleidung andauerte, ihren menschlichen Charakter. Unter den afrikanischen Eingeborenen ist die Kunst, Masken herzustellen, noch heute ein Kunstgewerbe für sich: aber nicht ein Kunstgewerbe, das ganz profaner Natur
Wäre . . . (Schluß Seite 92)
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