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DER VERSTECKTE MENSCH
Schluß von Seite 4<S
I >ie Maske bildet die sichere Brücke von der Wirklichkeit zur Unwirklichkeit . . . Und auch die Japaner lösen sich durch die Maske von ihrer wirklichen Existenz los, um zu einer neuen, unwirklichen, vorgetäuschten zu gelangen . . .
Da haben Sie des Pudels Kern: — und er liegt ja so offen, so ganz klar zutage . . .: die Maske will einen Menschen, der wirklich ist, beseitigen, um dafür einen neuen, einen andern vorzutäuschen. Im gewöhnlichen Leben führen diese Simulationen zum Besseren, — d. h. sie sollen bessere Eindrücke, als sie die Wirklichkeit bewirken könnte, zeitigen . . . Auf der Bühne und im Film bedarf es dieser verlogenen Scheinheiligkeit nicht. Darum ist die nachbildende Darstellung um so vieles wahrer und ehrlicher, als die ungeschminkte Wirklichkeit, und darum ist die Filmmaske um so vieles echter und eindeutiger, als die nur tagsüber und vor andern Menschen böswilligerweise zur Schau getragene Maske der Herren M. und R. . . .
Geben Sie nun zu, daß es doch einen netten Kern hat, sich das Wesen der Masken
einmal an zwei Exempeln aus Natur . . . und Dichtung auseinander zu posamentieren?"
„Ein Widerspruch," sagen Sie? Es sei ein Widerspruch hierin, da die Maske einmal das Wahre ver hülle . . . und dann doch wieder die Menschen vor aller Welt enthülle? Nicht doch! Da ist kein Widerspruch vorhanden, und es k a n n auch keiner sein . . .
Gerade dadurch, daß die Maske aus dem Gebiet der Kulthandlungen, der religiösen und völkischen Sphären entzogen wurde, — gerade dadurch ist sie der Allgemeinheit zugänglich geworden. Die Masken, die der Schauspieler nachahmt, sind nicht die echten Menschen, sondern bereits die durch Leben und Beruf verdorbenen . . .! Sie alle, diese Mi' menschen, tragen Masken, Sie — und ich und der Herr R. . . . und alle andern! Und Sie alle sind, weil Sie stereotype Masken ducchs Leben schleppen, so ungeheuer leicht zu kopieren! Gerade dadurch, daß Sie zu verhüllen glauben, enthüllen Sie! Das ist der ganze Witz1 Und weil dieser armselige Witz so leicht zu kopieren ist . . . eben deshalb ist . . . die Filmschauspielerei eigentlich
eine so niederträchtig leichte Sache . . ."
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