Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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und Stargard i. P. hin und herpendeln. Im Sommer kam dann noch Wernigerode dazu. Ich war also mitten hinein in eine private Wanderbühne geraten und segelte sozusagen von einer Aufgabe zur andern Oft genug sah uns nächtlicher Mondschein auf der Chaussee, ein wackliger Omnibus schlitterte uns die Knochen durcheinander, — ein scharfer Nordost blies herzhaft um die Ohren . . . Und drinnen, in der Kutsche, piepten und quiekten die weiblichen Kollegen, manchmal auch, so sich ein Pärchen bildete, quietschte das Pärchen, — während wir draußen beim Vetter Postillon saßen und die Schnapsflasche kreisenließen. Da war Shakespeare mit all seiner Wildheit unserm Herzen am nächsten, denn nirgendwo kann man die elementare Kraft des ruhelosen, allumfassenden Genies packender empfinden, als dort, wo man selbst hin und hergeworfen wird. Unrast gehört zum echten Mitgefühl Nein, nein: glauben Sie nicht, daß ich Ihnen alle Stationen meines theaterlichen Werdeganges auftischen werde, — genug, daß ich mich eines Tages in Breslau am Schauspielhaus fand und von dort nach Berlin engagiert wurde. Was konnte man mir anbieten, als das Residenztheater? Richard Alexander war der Direktor dieser Bühne, und nun tauchte ich ganz in den französischen Schwankdichtern unter; „Kümmere dich um Amelie", dieses graziöse und frivole Spiel, habe ich Hunderte von Malen Die Gattin des Künstlers zum Erfolg hinübertragen helfen. Bis 1913 mein sehnlichster Wunsch, unter Brahm ans Lessingtheater übersiedeln zu können, erfüllt wurde. An die „Rosenmontag"-Aufführungen denke ich ncch heute: ich spielte den Grobitsch . . . Und dann spielte ich auch — ach, wie schnell wächst die Zeit über das, was uns einst wichtig erschien! — den Jakob in Kayßlers „Jan, der wunderbare" . . . Man sprach damals viel davon . . . Jahre liegen dazwischen, und wären nicht die Bilder von damals, fast wüßte man nicht mehr, wie alles aussah. Die Bilder! Am Residenztheater gab es einen Schauspieler, der hieß Stark — und filmte. „Was ist das, Film?" fragte ich ihn. „Kommen Sie mit", erwiderte er; „ich habe alle naselang Aufnahme .... . . Sie haben einen guten Kopf, — vielleicht spielen Sie mal mit einer gewissen Henny Porten zusammen . " Stark war derersteGatte von Frau Porten. So kam ich ins Meßter-Atelier, Robert Garrison und ich wurden sozusagen die Lieblinge des Publikums. Dazu kam Stark, der das jugendliche Fach übernahm, während Hennys Schwester, Rosa, die Stücke schrieb. Sie war Hausdichterin und machte ihre Sache so brav, wie man sie damals eben machen konnte. Ich selbst siedelte um diese Zeit ins Fach der peres nobles über, ich machte die Leute mit Distinktion und angegrautem Haar . . . Asta Nielsen lernte ich damals auch kennen, — wir mimten den „Fremden Vogel" 13 Phot.: Mierendorif