Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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Die erste und hervorragendste Guillotine-Scene des Films: Pola N'egri in „Madame Dubany1 Phot.: Uia einem zugigen Gemach übernachten muß, weil am Hochzeitstage alle andern Räume überfüllt sind. Kaum ist Kunigunde, oder Gundel, wie Schubart sie nennt, im Bett, als auch schon der Spuk losgeht. Eine hagere Gestalt taucht auf, ein blasser Mann geht um. Er hält die lange, trockene Hand über das wärmende Feuer und erklärt, daß er verflucht sei, worauf Gundel aus dem Bett springt und ihn fragt, ob er Ge'st oder Mensch sei. Darauf antwortet der Greis, indem er auf die nachschleifende Kette deutet: Der Ritter, der heut Hochzeit hat, ich bin, ich bin sein Vater; er legt mir diese Ketten an; ich alter, ich verfluchter Mann, ich zeugte diese Natter. Seit fünfzehn Jahren also schläft der Alte auf kalter, fauler Streu, und er erhält nur schimmliges Brot sowie Wasser. Schau, Mädel, diese Lumpen sind verfault um meine Hüfte. Sieh, Laus' in diesem grauen Bart, und rieche, bist du nicht zu zart. des eignen Unrats Düfte. Selbstverständlich will Gundel das Schicksal des Alten rächen, da aber taucht irgendwo oben im Gewölbe ein weiterer hohler Schädel auf, und dieser entschleiert der armen Gundel die trübsten Familienverhältnisse: Verfluchter Sohn, sprach das Geripp, dir, dir ist recht geschehen! Wer seinen Vater würgt den trifft weit mehr als Dolch und Schwert und Gift: ihn treffen Höllen wehen! 36 Es ist klar, daß Gundel nun nichts mehr einzugreifen findet; wenn der anrüchige Alte seinen Vater erwürgt hat, so mag er getrost auf Lumpen schlafen und von seinem eigenen Sohn abermals mißhandelt werden. Die Romanze vom „Vaterfluch" zeigt nur, daß man die Läuterung nicht durch hochstelzige Tragik, sondern durch balladeske Gemütlichkeit zu bewirken glaubte. Wenn man eben — überhaupt etwas glaubte. Friedrich Wilhelm Gotter, der vor bald zweihundert Jahren in Gotha das Licht der Welt erblickte, erwärmte sich aus den gleichen Motiven für die „Blaubarf-Angelegenheit. Endlich ereilt Trulle, Elaubarls letztes Weib, das Schicksal: sie dringt in das verschlossene Gemach ein, läßt vor Schreck über das Entsetzliche die Schlüssel fallen, diese färben sich rot — und Trulle verzweifelt. Denn: Noch vor Nacht kommt ihr Barbar, Fragt mit aufgeworfnem Rüssel: „Weib, wo hast du meine Schlüssel?" Zitternd reicht sie sie ihm dar. Blaubart zieht, wie man heute sagt, die Konsequenzen, und das ohne viel Brimborium und Gefühl: „Gut, so weißt du dein Geschick! |ene dort sind dein gewärtig! Mache dich zur Reise fertig! Dein ist noch ein Augenblick!" Blaubart rät ihr noch schnell ein Stoßgebet an, aber ehe Trulle sich damit abgeben kam, Kommt das tragisch-läuternde Ende: