Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

„Das stimmt," warf er ein. „Na also," beruhigte ich ihn, „und da soll ein Hahn oder eine Henne sich um Sie kümmern? Ich will Ihnen etwas verraten: Wenn ich heute Bilder aus dem Atelier, aus dem deutschen Atelier haben will, so bekomme ich sie meistens .... nicht! Die deutschen Gesellschaften wissen nicht, daß man Bilder braucht, um von Filmen reden zu können. Die Amerikaner geben mir Bilder zu Dutzenden, wenn ich sie nur darum angehe. Von Fairbanks, Chaplin, Frau Talmadge, Rex Ingram und jedem kleinen amerikanischen FilmNegerjungen bekomme ich Hunderte von Bildern, die einzelne Momente aus der Aufnahme zeigen; — ein deutscher Regisseur hat so etwas nie auf Lager. Oder haben Sie ein Bild von sich, das Sie bei der Arbeit zeigt?" Hanns Schwarz lächelte beschämt: „Nein — allerdings nicht . . . ." „Na — wie soll man sich also mit dem Regisseur Hanns Schwarz befassen können, wenn er nicht einmal ein Zivilbild von sich hat?" „Oder doch," meinte Schwarz sinnend, „warten Sie mal .... Da hat man, ohne daß ich es wußte, mich einmal geknipst, wie ich bei der Aufnahme umherraste " „Zeigen Sie das Bild!" bestimmte ich. Endlich war es herausgefunden. „Die deutschen Regisseure drehen schlecht und recht ihre Filme," fuhr ich fort, „aber an das hübsche Bildmaterial, das die Amerikaner von jedem Film bereithalten, denkt keiner von ihnen. Und das ist es doch gerade, was so sehenswert ist. Ich möchte Gottseidank, daß Sie kommen Vorbereitungen zum Manuskript allen Leuten, die sich darüber beschweren, daß sie nicht bekannt genug sind, den Kopf waschen: Kinder, tut doch was für euch! Oder sollen wir euch die Würmer einzeln . . . ach, pardon " „Schimpfen Sie nur," klagte Hanns Schwarz. „Wie kamen Sie denn überhaupt auf den Einfall, Filme zu machen?" forschte ich, da ich ihn nun einmal so weit hatte, daß er nicht mehr gegen mich und die Oeffentlichkeit polterte. Man muß, bekanntlich, jeden Menschen klein machen, ehe man etwas aus ihm herausholt. „Wie ich darauf Eine Atempause kam?" wiederholte Schwarz, „ja, das ist eigentlich sehr komisch. Sehen Sie, ich bin von Natur Maler und Architekt. Diese, beiden malerischen Berufe haben ja etwas recht Verwandtes mit der Filmregie, — immer kommt es auf die Bildwirkung, auf die malerische Linie an. Ich hatte in Wien gearbeitet, dann in Paris das Palais der Rothschild restauriert, war in England, in Aegypten, dann in Düsseldorf gewesen .... kurz, ich hatte mich weidlich umgetan. Da wurde ich auf den Film aufmerksam, und er interessierte mich. Aber nicht vom regielichen Standpunkt aus, sondern als Architekt dachte ich mir, daß da doch mancherlei zu machen sei. So saß ich denn eines Tages im „Romanischen Cafe" an der Gedächtniskirche, mein Gott, wo soll man sonst sitzen? Da saß ich und hörte ungewollt, wie am Nebentisch ein Ausländer einem andern Herrn erzählte, daß seine Regierung einen Film zu machen gedächte. 41