Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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ie Gres^ninidlpüflegeiriiii oder >as Ifooclfosti Ibeinmeipl&einigweirtlei Alb ©im tiefer Die Krankenschwestern stecken die Hauben zusammen. Weiße Flügel wehen und flattern aufgeregt über dem Ereignis. Und dann wird getuschelt; und erzählt; und geaht und geoht. Nur zwei Minuten lang, der strenge Dienst in diesem Haus der Not und der Pflicht gibt nicht mehr Zeit frei für kleine geflüsterte Geheimnisse aus der großen Welt draußen. Immerhin — die braven Schwestern stecken die weißen Hauben zusammen: da war sie wieder, die Schöne, die Rauschende, die im Auto vorfährt, die einen Arm voll Blumen bringt und die Blumen so zärtlich an die Brust drückt, als trüge sie Kinder. Und die so dunkle, von innen erleuchtete Augen hat, die geradezu aufjubeln, wenn sie in das Zimmer Nummer 9 tritt. „Ja, sie ist die einzige, die er empfängt." stellt Schwester Kläre fest, als gelte es, ein Sittenzeugnis zu geben, „all die anderen läßt er gar nicht heran." „Zehn Mädels waren heut hier und fragten nach ihm," meint die Schwester Irmgard und schüttelt nur so den Kopf über die Welt, die keine anderen Sorgen hat. Und Kläre kann es nicht begreifen: „Nun liegt er schon fünf Tage hier. Und hätte doch bereits am dritten Tag fort können; es war doch wirklich eine Kleinigkeit, die Operation, fast nur ein kosmetischer Eingriff. Und Tag und Nacht hält er sich eine Extraschwester. Wozu nur? Denkt bloß: Die Extraschwester muß sogar drinnen bleiben, wenn die Große kommt ... na, na, ich hab mir einen Filmregisseur nicht so artig vorgestellt." „Er will noch drei Tage bleiben," ereifert sich Irmgard — da schrillt die Klingel durch den Korridor des Sanatoriums — die Hauben flattern auseinander, der harte Dienst ruft zu den Schwerkranken. In die süße Schwere der Aetheratmosphäre weht der versprengte Duft eines herben Parfüms. Der Filmregisseur auf Nummer 9 ruft die Extraschwester Maria an sein Bett und erzählt ihr, aufgeräumt und heiter, Dinge, die sie sehr. aber schon sehr in Staunen versetzen. Die Nacht deckt alle Geräusche zu. Wieder stecken die Schwestern die Hauben zusammen. Und die Extraschwester Maria berichtet höchst aufgeregt: „Wißt Ihr, was er von mir gewollt hat? Ich soll ihn, wenn er übermorgen die Klinik verläßt, daheim weiter pflegen. Ja, der Mann ist doch ganz gesund? Wozu braucht der eine Heinipflege? Na, wenn er mir mit Dummheiten kommt — dann kann er aber was erleben!" Höchst bedenklich flattern die Hauben . . . 44 Am übernächsten Tag hat der berühmte Regisseur das Sanatorium verlassen. Zwölf Mädchen vom Film standen Spalier. Sie waren glücklich, daß sie ihn lebend sehen durften. Der Korridor war ein einziger Garten. Es duftete wie an der Riviera. „Er fuhr mit der Großen und mit Schwester Maria im Auto davon. Und in der Klinik roch es wieder nur nach Aether .... ..Arme Maria . . ." sagten die Schwestern unter ihren Hauben, und sie meinten natürlich: ..Glückliche, beneidenswerte Maria!" Tags darauf, so gegen Abend, kam Maria. Welch ein Ereignis! War sie standhaft geblieben? Ist sie ihm davongelaufen? Man steckte die Hauben zusammen. Und Maria berichtete: „Also denkt euch! Ich kann machen, was ich mag! Wir singen und spielen Klavier, und er tanzt wie ein ausgelassener Junge umher. Plötzlich klingelt's. Da springt er ins Bett. Ich öffne, — versteht sich, ein Frauenzimmer. Da muß ich ein sehr besorgtes Gesicht machen, muß sagen: Nur fünf Minuten' Und auf Zehenspitzen schleichen wir an das Krankenlager. Solltet nur dieses leidende Gesicht sehen, das er aufsteckt — als ging es mit ihm zu Ende. Ja, sogar einen abnehmbaren Notverband mußt ich ihm machen, . . . wie Besuch kommt, stülpt er den auf den Kopf wie einen Turban. Ist das Mädchen draußen — flugs segelt der Turban in die Ecke. Natürlich lege ich ihm, wie Besuch da ist, das Thermometer ein und fühle ihm den Puls und mache eine Leidensbittermiene. Ich schwindle Temperaturen, bei denen er eigentlich schon längst tot sein müßte. Dabei ist er lebendig wie ein Wiesel. Wie? Ja, auch wenn die Große kommt, muß ich sehr besorgt tun. Und warum? Schwester Maria, sagte er, bleiben Sie noch ene Woche bei mir — es ist die einzige Möglichkeit, daß ich mich vor diesen Frauen rette... Ich bin Ihnen so dankbar für Ihre Pflege! Dann schenkte er mir zehn Mark, und wir fuhren in seinem schnittigen Auto in den Grunewald." Langsam fallen die weißen Hauben auseinander. Die Schwestern sind tief enttäuscht. So hatten sie sich das Laster der Filmmenschen nicht vorgestellt. Man spricht in der Klinik nicht mehr von dem Regisseur. Er ist uninteressant geworden. Und auf Maria haben alle eine kleine Wut. Der Regisseur aber wird gesünder von Tag zu Tag.