Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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Der Operateur als Objekt der Aufnahme: „Im Gegenlicht' erfolgt. Wenn Ihnen die vorige Freiübung auch nur einigermaßen gelungen sein sollte, so werden Sie voraussichtlich an dieser Uebung, beide Bewegungen in gleichmäßiger Geschwindigkeit in zwei senkrecht zueinander stehenden Ebenen auszuführen, rettungslos scheitern. Wenn das „Drehen" mit dem Drehen erledigt wäre, dann wäre die ganze verdrehte Angelegenheit sehr einfach: aber die Hauptsache dabei ist die Beleuchtung. Man kann sagen: man erkennt den Operateur an der Beleuchtung. Sie werden doch wohl wissen, daß bei einer Filmaufnahme 16 bis 18 Bilder in der Sekunde aufgenommen werden, daß also das einzelne Filmbildchen sehr kurze Zeit belichtet wird (rund l/ss bis 1/x Sekunde). Erfolgt die Aufnahme nun nicht im Freien bei gutem Tageslicht, sondern handelt es sich um eine Atelieraufnahme, so ist ganz besonders starkes, künstliches Licht erforderlich. Zu einer kleineren Dekoration wird zum mindesten eine Helligkeit von 500 000 Kerzenstärken aufzubringen sein, zu einer großen die von mehreren Millionen. Eine normale Vierlicht-Ständerlampe hat eine Leuchtkraft von etwa 30 000 Hk. (Hefner-Kerzen): nun stellen Sie sich einmal die Lichtmenge vor, die ich bei einer Aufnahme in dem großen Variete in Leipzig, dem Kristall-Palast gebrauchte, wo hundert Oberlichtlampen im Zuschauerraum, 30 Oberlichtlampen auf der Bühne, 20 VierlichtStänderlampen und vier große Marine-Scheinwerfer montiert wurden! — Bei diesen enormen Lichtmengen ist es kaum noch möglich, die Wirkung von ein oder zwei Lampen mehr oder weniger auf die photographische Schicht des Filmstreifens mit dem bloßen Auge festzustellen, und es bleibt daher schließlich dem Gefühl und der Erfahrung des Operateurs überlassen, die richtige Zahl und Art der Lampen zu bestimmen. 16 Die A r t der Lampen sagte ich: Sie müssen nämlich nicht glauben, daß die verschiedenen Lampensorten sich nur äußerlich, etwa in der Art der Handhabung voneinander unterscheiden. Tatsächlich liefert eine Jupiterlampe in ihrer photographischen Wirkung ein ganz anderes Licht als eine Weinertlampe, ein Scheinwerfer ein anderes als ein „Streuer" oder ein „Spotlight" — trotzdem beide ebenfalls Scheinwerfer sind. Die Art der Lampenanordnung ist von maßgebendem Einfluß auf die Stimmung des Bildes: während viele Operateure nämlich ihr ganzes Augenmerk darauf legen, daß jedes Detail deutlich zu erkennen ist, also die ganze Dekoration möglichst aufhellen, wird der gute Operateur Farben oder Bildtöne herzustellen suchen : ihm liegt weniger an den Einzelheiten einer Architekturgliederung als an ihren Farbwerten hell oder dunkel. Dabei wollen wir auch gleich die Frage aufwerfen: Soll der Operateur gestochen scharf oder weich photographieren? Im Grunde bleibt das dem Geschmack überlassen, denn der Schönheit mancher weichen Aufnahme kann man anderseits die haarscharfen amerikanischen Bilder gegenüberstellen, deren Aufnahmetechnik wir immer noch nicht genau nachahmen können. Dieser weiche Halbton im Gesicht bei amerikanischen Filmen, die Konturen (vor allem das Haar) von glänzendem Licht umflossen, dahinter ein dunkel kontrastierender Hintergrund, das gibt photographisch eine unerhörte Wirkung, die trotz aller Schärfe einen hohen künstlerischen Effekt ausübt. — Viele Operateure verwechseln nun solche gestochen scharfe Arbeit mit „Uebertechnik" unter Vernachlässigung des künstlerischen Moments, wie sie auch Weichheit des Bildes mit Unscharfe verwechseln. Es dürfte Ihnen, werter Leser, bekannt sein, daß einige unserer großen — meist weiblichen — Stars so verzweifelt viele Runzeln haben und überhaupt in der Nähe so erschreckend aussehen, daß es wirklich eine wahre Kunst ist, von solchen Stars eine brauchbare Großaufnahme herzustellen. Bei Runzeln muß man dann versuchen, sie genügend aufzuhellen: der Operateur „knallt" dann dem Star so viel Licht ins schöne Angesicht, daß die Runzeln sich „außerstande" sehen, noch Schatten zu werfen, und auf diese Weise dem Auge unsichtbar werden. Vielleicht ist Ihnen schon gelegentlich aufgefallen, daß eine Großaufnahme zu weiß aussieht: dann mag sie versehentlich ., überlichtet'' sein — wahrschein