Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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lieh ist das aber aus obigem Grunde mit Absicht geschehen. Der Operateur kennt auch noch ein zweites Mittel, um denselben Zweck zu erreichen: er befestigt vor dem Objektiv seines Aufnahmeapparates einen Gazeschleier, durch den hindurch photographiert der Kopf eine gewisse Weichheit bekommt, wobei die Runzeln gleichzeitig verschwinden. — Die Bemühungen, einen Star bei der Aufnahme zu verschönern, sind besonders schwierig: wenn der Leser aber wüßte, daß mancher Film allein durch die Schönheit der Hauptdarstellerin verkäuflich oder aber auch unverkäuflich ist, so wird er verstehen, wie großes Gewicht auf die Geschicklichkeit des Kameramannes gelegt werden muß. Ich hatte einmal eine Dame aufzunehmen, die jeder (auch Sie, mein Wertester — ich kenne doch Ihren verwöhnten Geschmack!) als „schön mieß" bezeichnet hätte, wenigstens solange sie nicht zurechtgemacht war; vor allem besaß sie einen häßlichen tiefen Zug vor den Nasenwinkeln nach den Mundwinkeln, der sehr störte. Der Operateur ordnete nun außer der allgemeinen Helligkeit noch einige Lampen am Boden an, auch einen tiefstehenden „Streuer", wie man den kleinen Scheinwerfer nennt. Durch dieses von unten kommende starke Licht verschwanden die Züge um den Mund vollständig. Da ich der Dame außerdem, weil ihre Augenhöhlen nichtssagend klein waren, die Augenbrauen abrasiert und sie 6 Millimeter höher künstlich angebracht hatte, da sie ferner sehr raffiniert geschminkt war, erzielte sie ein wirklich gutes Bild: man konnte sie zumindest als sehr hübsch bezeichnen. (Uebrigens war sie bereits in einer der Nummern von „Filmland" abgebildet !) Erlauben Sie mir, Ihnen bei dieser Gelegenheit einen kleinen Scherz zu erzählen, der sich in Wien zugetragen hat. Der Star war nämlich sehr hübsch — Kunststück, wenn man auch mit Liane Haid nah verwandt ist! — und der Operateur zugleich Regisseur und — — der eigene Mann. Und in letzter Eigenschaft sehr eifersüchtig, bitte schön! Da wurde nun eine Szene gedreht, in der „sie" von einem sehr hübschen jungen „ihn" geküßt wurde, und der eifersüchtige Regisseur Operateur, dem der Kuß zu lange dauerte, rief schließlich: „Aufhören mit dem Küssen!" und drehte in seiner Erregung die Kurbel immer schneller und schneller. Er erreichte aber gerade das Gegenteil mit dem schnellen Drehen, denn bei der Vorführung stellte es sich heraus, daß der Kuß etwa 10 m lang war und über 20 Sekunden dauerte!! — Nicht immer kann der Operateur ruhig und bedachtsam arbeiten, besonders, wenn er schwere Aufnahmen außerhalb des Ateliers zu drehen hat. Denn so schwer manche Innenaufnahme sein mag, so schwer vor allem Tricks, bei denen meistens derselbe Film mehrmals belichtet werden muß, zu drehen sind, so selten ist damit eine körperliche Anstrengung oder gar Gefahr verbunden. Aber ist es etwa angenehm, wenn es dem Operateur Sparkuhl bei der Aufnahme zu Lubitschs „Weib des Pharao" passierte, mit seinem Aufnahmeapparat auf einem Floß umzukippen und ins Wasser zu fallen? Oder wie Gärtner mit einem Motorboot in ein künstliches Flammenmeer zu fahren und durch eine Motorpanne mittendrin stecken zu bleiben, so daß schlimme Brandwunden die Folge waren? Oder auf einer Art Vorbau, der vor dem Kühler befestigt ist, also gewissermaßen in der Luft dem Auto voranschwebend, bei 70 — 80 km Geschwindigkeit zu drehen? Oder mit dem Apparat tief in der Erde zu stecken und die Hufe von Hunderten von Pferden über sich hinweggehen zu lassen? — Also ich sage Ihnen, da sitze ich lieber zu Hause und schreibe solch einen Aufsatz wie diesen: wenn ich dabei auch Operateur Kanrurek in den Schären 47