Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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ist Helen Franklin selbst. Sie ist auf den Tag gefaßt, an dem sie einen ernsten Zusammenstoß mit Beverly haben wird, aber sie weiß, daß sie alles tun wird, um diesen Tag möglichst hinauszuschieben. Es liegt ihr nichts daran, Daniel Ungelegenheiten zu machen; — aus den Korrespondenzen sieht sie, wieviel gute Geschäfte in der Luft liegen, so daß es eine Sünde wäre, das Gehirn ihres Chefs mit Torheiten zu belasten. Es gibt nur wenige Chefs, die einsehen, wie vernünftig ihre Angestellten sind, — aber es gibt viele Angestellte, die genau so besonnen sind wie Helen Franklin . . . „Ich rufe Sie, wenn ich Sie brauche, Beverly", schließt Daniel Farnum seine Unterhaltung mit dem Prokuristen. „Gehen Sie nicht weg, bevor Sie mit mir gesprochen haben!" Beverly macht abermals eine steife Verbeugung und geht durch die Polstertür ins Vorzimmer, in dem Helen Franklin sitzt. Helen hat ihn erwartet; sie steht mit ihrer Unterschriftenmappe da, bereit, in jedem Augenblick ins Allerheil igste gerufen zu werden. „Arbeitet Mister Farnum?" fragt sie leise. Beverly sieht sie böse an: „Klar!" Helen Franklin hebt leicht die Schultern: gegen die persönlichen Sitten dieses Prokuristen kann sie nun einmal nicht anfechten. Und sie will es auch nicht. Es genügt ihr, dem Chef von Nutzen zu sein. An der Tür, die zur Treppe führt, bleibt Beverly noch eine Sekunde lang stehen. Er wendet den Kopf zurück. „Rufen Sie mich, wenn Mister Farnum mich wünscht!" sagt er barsch. Er spricht in so hartem Ton, daß seine Absicht, befehlen zu wollen, ganz eindeutig ist. „Klar!" antwortet Helen darauf, ohne mit der Wimper zu zucken. Hätte dieses Zwiegespräch Zeugen gehabt, so wäre Beverly sehr beschämt gewesen. Da erscheint Daniel Farnum im Türrahmen. „Guten Tag!" sagt Beverly ganz umgewandelt. Und er nickt zu Helen Franklin hin. als beende er damit eine zwangslose, freundliche Konversation. Dann geht er. Farnum hat nichts gemerkt. „Kommen Sie", sagt er zu seiner Privatsekretärin. Und als beide in seinem Zimmer sind, fährt er plaudernd fort: „Ein tüchtiger Mensch, dieser Beverly, nicht wahr? Er wird mir nicht solche Streiche machen wie Hobson, dieser Gauner! Also . . . die Unterschriften ... Ja, ja, es müssen viel Briefe gewechselt werden, ehe ein Geschäft gelingt. Na, die Sache mit Brewster macht sich aber . . . Wie hoch ist die . . . ist der Posten? Zeigen Sie mal, da ist ja die Aufstellung! Donnerwetter . . . das heißt — pardon! Also sechzehntausend Pfund . . . hm, hm . . . Das ist ein Schlager, was?" Zufrieden sieht er zu Helen Franklin auf, die dicht neben ihm steht. Weiß der Kuckuck — ! Ist doch ein Staatsmädchen, diese Helen! Aber er kommt bei ihr nicht weiter! Nicht um einen Schritt weiter kommt er! Er setzt den Füllfederhalter, der bereits auf dem Papier ruht, noch einmal ab, lächelt verbindlich und bescheiden, nickt und sagt: „Oder meinen Sie nicht, Miß Franklin?" „Doch, doch . . .", beteuert die Privatsekretärin und schiebt mit der zarten Hand einige widerspenstige Locken aus dem Gesicht fort. Daniel lächelt noch immer, aber seine Miene ist etwas verlegen. „Wenn mir der Coup gelingt," sagt er, „so haben wir MacLean & Roland an die Wand gedrückt!" „Aber die Firma steht noch immer auf der Liste!" wirft Helen kühl ein. „Ich weiß, — ich weiß", sagt Daniel. „Ein solcher Konkurrent läßt sich nicht ohne weiteres in die Flucht jagen. Bedenken Sie, Fräulein Franklin," fährt er sinnend fort, „was das heißt, MacLean & Roland aus einer Position zu verdrängen, die sie beinahe zehn Jahre in der Faust gehabt haben. Die Lieferungen für die Konsumbäckerei sind kein Pappenstiel! Wer sie hat, der klammert sich fest. Der Verlust eines solchen Geschäftes kann unter Umständen das Fallissement von MacLean & Roland zur Folge haben . . ." „Wenn diese Firma sich nicht rechtzeitig auf die Verkleinerung umstellen kann!" bemerkt Helen, indem sie die Stirn über der niedlichen Nasenwurzel in Falten zieht. Daniel sieht diese Furchen des scharfen Nachdenkens und findet sie entzückend. Wenn er . . . wenn er nur . . . ach, es ist überflüssig, an all die fruchtlosen Wenns zu denken. „Ja, ja", sagt er. „Gewiß . . ., wenn sie sich umstellen kann, geht's um ein Haar vorbei . . . Aber ich kann der Konsumbäckerei Rabatte geben, die MaxLean nicht geben kann . . ." Und er beugt sich wieder über die Unterschriftenmappe, liest dies oder jenes nach und ist doch mit seinen Gedanken nicht mehr bei den wichtigen Ausgängen, die er soeben zu sanktionieren hat. Seit einigen Monaten wirbt er nun schon schweigend und duldend um die blonde Schönheit an seiner Seite, aber nur Kühle begegnet ihm. Und diese Kühle ist so eigenartig, daß sie nicht einmal Abweisung ist! Nein, nein: in Helens Augen ist ein warmer, teilnehmender Schein, — ihre Aufmerksamkeit ist so ganz ungeteilt und selbstlos . . ., nie wird sie die sonst bei vielen Angestellten immer akute Frage des Gehaltes berühren . . . Aber doch bleibt eine scharfe Trennung zwischen ihm und Helen bestehen. „Wie lange sind Sie jetzt bei mir?" erkundigt er sich. Er klappt die Briefmappe zu. „Nehmen Sie doch Platz, Miß Franklin", sagt er freundlich. 50