Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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Dr. Qinch lächelt, als er diese Straße hört: „Na, Sie werden bald in eine bessere Gegend ziehen, Miß Franklin." * Aber noch ist Helen nicht mit ihren Maßnahmen zufrieden; sie bedenkt sich, während sie wieder auf der Straße steht, was man noch tun könnte, um hinter die sonderbaren Launen Daniel Farnums zu kommen. Und wie sie so vor sich hintrottet, hat sie eine Erleuchtung, die sie ihre Schritte innehalten macht. Diese Erleuchtung ist: jedesmal, wenn ein großes Geschäft am Horizont aufzieht, passiert etwas! Es muß Leute geben, die in . . . ja, so ist es ganz gewiß! Ganz gewiß muß es Leute geben, die in dem bevorstehenden Abkommen mit Mister Brewster von der Konsumbäckerei ein Haar finden! Und wer kann das sein? Doch nur die Firma MacLean & Roland. Wie kann man aber dahinter kommen? Helen setzt die Füße mit großer Bedachtsamkeit, bleibt von Zeit zu Zeit stehen, grübelt und geht dann, wenn ihre Kombinationen ein Stückchen vorwärtsgegangen sind, mit ihnen weiter. Und auf diese Weise kommt sie zu dem Resultat, daß es ihre Aufgabe ist, zu ermitteln, ob Brewster wirklich verreist ist. Es kann ja sein, daß dieser Mann mit MacLean & Roland unter einer Decke steckt . . . Die Idee ist unsauber, aber man muß ja bei diesen Kaufleuten auf mancherlei gefaßt sein. Also geht Helen, als sie endlich Piccadillv erreicht hat, ins Gloucester-Hotel und telephoniert. Wirklich: Brewster ist verreist. „Nein, nein," lacht Helen in den Apparat, „hier ist . . . ist Miß Smith, Dorothy Smith . . . Sie wissen vermutlich, wer das ist! Ich war gestern noch mit Frau Brewster zusammen . . Herr Brewster ist nur unpäßlich — und ich dachte, sein Leiden wäre heute schon überwunden. Also ist er noch nicht im Geschäft? So so. Ich werde ihm zu Hause anläuten . . . Welche Nummer war das doch gleich?" Und die Telephonistin in der Konsum-Bäckerei läßt sich hineinlegen: sie verrät die Nummer. „Hier . . bitte, geben Sie mir Herrn Brewster!" sagt sie dann, als sie diese neue Nummer bekommen hat. „Ich bedauere — " Helen Franklin läßt die Dame gar nicht ausreden. „Hier ist die Sekretärin von MacLean & Roland," sagt sie ungehalten. „Ich lasse mich nicht abweisen . . . Herr Brewster weiß schon Bescheid!" „Ah, — verzeihen Sie . . . Eine Sekunde!" kommt es zurück. Und nun hängt Daniels Privatsekretärin den Hörer auf die Gabel zurück; mehr zu wissen braucht sie nicht! Brewster ist in London, er läßt sich vor Farnum verleugnen, — also ist ein Komplott gegen das Haus Farnum unterwegs. Aber wer ist die Hauptperson? 54 Piccadill y ! Die Wagen surren an halbtauben Ohren vorüber . . . Wer ist die Hauptperson? Helen Franklin rafft sich auf: irgendeine Gemeinheit soll begangen werden, und zu dem Zweck hat man sie ausgeschaltet. Sicherlich ist der niederträchtige Mister Beverly mit im Bunde! Er . . er ist es, der Daniel Farnum beeinflußt hat! Aber warte, Beverly! Das soll dir nicht gelingen! Daniel Farnum hat einmal zu Helen Franklin gesagt: „Ich wünsche von Ihnen mehr Interesse, Fräulein! Es genügt mir nicht, wenn Sie die Briefe blau, rot und grün anzeichnen!" Und dieses Wort soll nicht umsonst gesprochen sein! Denn wozu gibt es Detektiv-Bureaus? Helens gesunder Menschenverstand ist eigentlich gegen die erlogene Romantik, die mit den privaten Detektiven verbunden wird, eingenommen. Doch gibt es eben Verhältnisse, unter denen man seine Voreingenommenheiten ein wenig revidieren muß! Herr Kreagh ist ein junger, sehr elastischer Mensch. Vermutlich boxt er mit derselben Geschicklichkeit, mit der er auch Tennis spielt. Er ist also sehr sympathisch. Auch Helen findet das, als sie ihm gegenübersitzt und nun zum zweiten Male Bericht erstatten muß. Aber bei diesem Mister Kreagh geht die Beichte sehr leicht vonstatten; wie verschieden es doch ist, Bekenntnisse abzulegen! Ein guter Beichtvater ist der halbe Weg zur Verzeihung! Herr Kreagh nickt vor sich hin, als Helen auch die Einzelheit über Herrn Brewsters Anwesenheit in London mitgeteilt hat, und als Fräulein Franklin nun schweigt, sagt er: „Die Sache soll ich jetzt in die Hand nehmen, wie?" „Ich dachte so . . ." „Das kostet einen Vorschuß von zehn Pfund," fährt Kreagh mit ernster, undurchsichtiger Miene fort. „Ohne Vorschuß kann ich meine Zeit anderen Aufgaben nicht entziehen. Sie werden das verstehen." „Ich besitze nicht ein Pfund," gibt ihm Helen zur Antwort. Sie steht auf und wendet sich zur Tür. Aber schon hat auch Herr Kreagh sich erhoben: ,Eine Sekunde, mein Fräulein! Die Angelegenheit interessiert mich doch . . ." Helen sieht im lächelnd an, — oh, sie weiß, wie man mit Männern umgehen muß! Nur nicht bitten! Kalt muß man sein . . . oder doch zumindest scheinen! „Es gibt für mich nur schnelle Entschlüsse," stellt sie nüchtern fest. „Entweder Sie übernehmen den Fall ohne Vorschuß, für die Bezahlung sorgt Mister Farnum dann schon in reichem Maße . . . Oder Sie übernehmen die Sache nicht!"