Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

amüsiert, mein Lieber, — Sie sehen reichlich gelangweilt aus . . . Wie wär's denn?" Der Fremde wird sichtlich zutraulicher; der Argwohn in ihm taucht unter. „Man hat so seine Sorgen", nickt er. Vom Kopf bis zu den Füßen betrachtet er die biegsame Erscheinung neben sich. „Sie sind tüchtig durchfroren", meint er, nachdem er sie geprüft hat. „Aber wohin fahren Sie überhaupt? Ich kann mich doch nicht von Ihnen verschleppen lassen?" „Aber ich von Ihnen, wie?" fragt Helen herausfordernd zurück. In der Kälte des jungen Tages, der eben seltsam gelbrot hinter den Dächern heraufsteigt, hat sie gar keine Schamempfindung bei dieser Frage. Der Fremde hebt die Schultern: „Ihnen kommt's doch nicht drauf an, wie ?" „Vertrauen muß man immerhin haben", sagt Helen leise. „Vertrauen?" erkundigt der andere sich gedehnt. „Es muß auch ohne Vertrauen in dieser Welt gehen! Sehen Sie mich einmal an, — was finden Sie ?" Helen wendet ihm langsam den Kopf zu. Wieder fallen ihr die stahlharten Augen des Mannes auf, und sie wird ganz deutlich gewahr, wie in diesen Augen eine bezwingende Strenge wohnt, ein Wille ohne Widerspruch. Die Pupillen der stahlharten Augen sind fest in die ihren versenkt, es geht gleichsam eine Brücke von Person zu Person, und auf ihr gleitet eine lähmende Herrschaft zu Helen herüber. Was ist mir bloß ? fragte sich das Mädchen. Und ehe sie sich darüber klar wird, daß ihr eine Gefahr droht, bäumt sich ein wilder Trotz in ihr auf, eine trotzige Hellsichtigkeit. Sie weiß jetzt, daß Daniel Farnum sich in fremder Gewalt befindet . . . und unter fremdem Einfluß steht. Sie senkt die Lider, um den Blick des Fremden zu vermeiden, aber es sitzt bereits in ihrem Gehirn der fremde Wille. Aussteigen! Das ist die letzte Idee, die sich aus dem Innern der Ganglien nach außen drängt . . Aussteigen! Hinausspringen! Aber da taucht auch schon das Bewußtsein unter . . Und ein grauer Nebel fällt über sie hin. .Gestatten Sie?" fragt er Helen Als sie wieder zu sich kommt, stehen sechs Polizisten um sie herum. Und der Droschkenkutscher spricht auf den siebenten Polizisten, der weiter im Hintergrunde steht, ein, als wollte er ihm das Alter seines Taxi-Gauls vorrechnen. „Sie schlägt die Augen auf!" sagt einer der Polizeibeamten, indem er sich mit dieser Botschaft an seinen Vorgesetzten wendet. Dieser und der Kutscher kommen nach vorn. „Also — geht's wieder?" fragt der Cabman . . „Wo haben Sie denn den Herrn verloren ?" Diese Frage rührt an Helens Erinnerung. Zwar schmerzt ihr noch der Kopf wie nach einem furchtbaren Schlag, aber doch weiß sie, daß es in dieser Sekunde ganz darauf ankommt, das Frischeilebte zusammenzureimen. Mühsam richtet sie sich auf. „Wo haben sie mich alleingefunden?" stottert sie hervor. „Oakley Street . . .", sagt der Kutscher. „Wo ist das?" „Waterloo Station, Fräulein . . . Wir sind hier auf dem Polizeibureau in der Webber Straße ..." „Und welchen Weg fuhren wir?" „Wir kamen von Kennington herauf, Fräulein . . . Ecke PrinceßRoad sah ich den Herrn noch drin . . . dann war er verschwunden ... In voller Fahrt verschwunden . . ." Helen richtet sich ganz auf, winkt dem Polizeioffizier zu : „Notieren Sie sich die Nummer 37645 ja ? Und lassen Sie mich allein. Ich bin einem Verbrechen auf der Spur. Und ich werde Ihrer Hilfe bedürfen." „Ich bekomme noch sechs Schillinge . . ." sagt der Kutscher. Helen greift nach ihrer Tasche: sie ist verschwunden. * Am Nachmittag läßt sich Helen Franklin bei Herrn Kreagh melden. „Haben Sie etwas ermittelt?" fragt sie unvermittelt. Kreagh hebt die Schultern: „Nichts . . . MacLean ist so langweilig, daß es nichts an ihm zu beobachten gibt." 57