Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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die Fryland sehr wesensverwandt sein dürfte: das ist Lya Mara. Energie und Zielbewußtsein, langwierige Berechnung liegt Lya Mara sicherlich sehr ferne. Sie unterschätzt den Alltag, sie unterschätzt das Gewöhnliche und überschätzt den Ausnahmefall. Sie legt das Hauptgewicht nicht auf die Einzelheiten, sondern auf etliche Ausnahmefälle, und diese pflegt sie. Vielleicht auch künstlerisch? Darüber vermag ich sagen. Lya Mara muß recht gut können, sie unterhält sich sehr tv nichts zu unterhalten gerne, ist persönlich umgänglich und urwüchsig natürlich. Bei allem aber ist sie frei von einer ausgesprochenen Leidenschaftlichkeit, sie ist ein Verstandesmensch und läßt ihr Temperament vom Verstand regiert werden. Und das könnte das menschlich Interessante an dieser Handschrift genannt werden: Lya Mara läßt sich /Mj2x^<_e zwar, trotz des vorhandenen Temperamentes vom Verstände leiten, hat sich aber dabei immer so viel Ungekünsteltheit bewahrt, daß sie menschlich niemals posiert. Interessant sind die Schriftzüge von Frau Tschechowa: aus ihren Wortbildern spricht ein durchbildeter Intellekt. Wahrscheinlich gehört Olga Tschechowa zu den klugen Frauen. Dieser Eindruck wird noch dadurch erhöht, daß nirgendwo sich Anzeichen einer kleinlichen Berechnung zeigen; ich möchte mich wohl auch nicht täuschen, wenn ich Frau Tschechowa für eine wenig sparsame Hausfrau halte. Eine große Ausgeglichenheit liegt hier über einer Seele, und gleichzeitig ein Bedürfnis nach Feinheit und Freiheit. Der Zug der Handschrift zeigt ein ausgeprägtes künstlerisches Wollen, eine große Flüssigkeit der künstlerischen Ideen und eine Ablehnung jeder Selbstbeweihräucherung oder Selbstsucht. Selbst wenn ich voraussetze, daß diese Darstellerin eigentlich gewohnt sein mag, sich anderer Lettern als der unsrigen zu bedienen, lassen ihre deutschen Buchstaben doch so viel individuell Gefestigtes erkennen, daß die Ausdeutung nicht leichtfertig erscheint. Allem Anschein nach hat sich Frau Tschechowa Ernst Hofmann mehr mit dem geschriebenen Wort befaßt, als Wladimir Gaidarow, denn bei ihr sind aus den erlernten Buchstaben bereits Bilder der Persönlichkeit geworden. Bei Friedrich Zelnik wiederum begegnen wir einer unerhört ausgeprägten Sparsamkeit. Ich muß mir Zelnik so vorstellen: er ist ein Mensch mit idealem Schwung, ein Mensch mit Leidenschaft, ■ aber beides ist gehemmt durch eine sehr penible Rechnerei. Es muß sich hierbei nicht immer um Geld handeln, denn die Sucht, zu rechnen, zu „disponieren", „auszukommen", kann sich auch in mancherlei andern Dingen zeigen. Aber auch • das Geld wird davon betroffen. Dabei zielt Zelnik darauf hin, das auch das Wenige beachtet wird: er gibt seiner Schrift schnell einmal einen Druckstrich mehr mit. Und er setzt schnell einmal ein Ausrufzeichen zu viel hin. Dabei ist er andern Anregungen augenscheinlich sehr zugänglich, ohne daß es jedoch dabei bleiben müßte, was er einmal dekretierte. Psychologisch ist Zelnik ein mathematisierter Alfons Fryland. Und das ist schade: vergleiche ich das „g" in dem Worte „göttlich" mit dem Schnörkel des ,,h" in dem gleichen Wort, so will es mich bedünken, als ob ein sehr indivij dueller Mensch eine nachträgliche Wandlung durchgemacht hat - oder aber noch mitten in dieser Wandlung steht. Auf gut deutsch: die Leidenschaft ebbt ab. Auch die künstlerische? Wir werden sehen . . . Und dann ein letztes Exempel: Ria J e n d e. Es kommt mir so vor als liebte Frau Jende die Verschwendung, — und ich bitte für dieses Gefühl tausendmal um Verzeihung. Aber, nicht wahr?, man braucht sie ja auch nur zu lieben