Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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LUDWIG BARNAY UND DER FILM Ein Gedächtnisblatt zur ersten Wiederkehr seines Todestages von JULIUS URGISS erne erkennen, daß auch im Kleinsten das Große lebt, und daß die Glückseligkeit nicht allein darin bestehen kann, auf weit sichtbarer Höhe zu thronen, sondern, daß es auch ein menschenwürdiges Ziel. sei, sein Leben zu leben." Diese Weisheit predigte der große Menschendarsteller Ludwig Barney, dessen viele, viele am 22. Februar gedenken werden, jenem Tage, an dem er von uns schied. Nicht gilt es hier, den weltberühmten Schauspieler zu würdigen, dem unsterblichen Gründer der „Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger", Worte des Gedenkens und des Dankes zu sprechen. Ich will erzählen, daß er auch zum Film ein Verhältnis fand. Der Film reizte ihn, weil er etwas Neues war, und allem Neuen in der Kunst brachte Ludwig Barnay das regste und tiefste Interesse entgegen. Daß ich es sein durfte, zu dem er sich wohl am meisten und eingehendsten über den Film ausließ, gehört zu meinen größten und schönsten Erlebnissen. Die erste Berührung mit dem Film hatte Ludwig Barnay, als im Jahre 1917 die „ Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger" in Rothenburg o. d Tauber ihr Altersheim einweihte. Dabei fehlte der Ehrenpräsident nicht, und wenn ich nicht irre, war es Friedrich Zelnik — er drehte dort damals gerade LUDWIG als Uriel mit Lya Mara in der Hauptrolle einen Film — , dem es vergönnt war, Ludwig Barnay inmitten der Festteilnehmer auf den Bildstreifen zu bannen. Dieser Film wurde einem geladenen Publikum im Berliner ,, Marmorhaus" gezeigt. Ein regeres Interesse für die Filmkunst wurde dem berühmten Manne aber doch wohl erst abgerungen, als sich seine Enkelin, Margit Barnay, als Filmdarstellerin zu betätigen begann. Einer ihrer ersten Erfolge war die Judith in dem von Ernst Wendt inszenierten Decarli-Film „Uriel Acosta", dessen Manuskript Max Jungk und ich verfaßt hatten. Merkwürdigerweise deckt sich die Ansicht der Beteiligten über das Aussehen der Judith mit der Auffassung Barnays, der bekanntlich einer der erfolgreichsten Bühnendarsteller des Gutzkowschen ..Uriel Acosta" war, denn „mir sind die vollbusigen, ausgewachsenen Judithdarstellerinnen ein Greuel. Ich denke mir Judith als ein ganz junges, kaum reifes Kind, das sich in seinen Lehrer Uriel verliebt hat; sie muß den Eindruck der reinsten, unerfahrensten Jungfräulichkeit machen-" Es war zu verstehen, daß der Großvater sich für diese Rolle seiner Enkelin besonders interessierte, und so forderte er von ihr die Uebersendung unseres Manuskriptes. Aber das Urteil blieb aus. Ich erfuhr von der ganzen Angelegenheit zufällig, und da mir natürlich sehr viel an der Begutachtung durch den Altmeister gelegen war, schrieb 33 BARNAY Acosta