Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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los. Er sah im Film ein neues Betätigungsfeld für den Schauspieler, sah sicherlich auch wieder einen Weg zu dessen Existenzbefestigung. Mit dem ganzen Herzen hing er doch wohl nie am Film, obwohl er die neuen darstellerischen Möglichkeiten sofort erfaßt hatte. Das Wort war für ihn heilig, war ihm alles, und das Wort fehlte ihm beim Film. Aber über die kleinsten Kleinigkeiten wollte er orientiert sein. Viele, viele Fragen stellte er, und ich beantwortete sie ihm, so weit und so gut ich es vermochteEr wollte mithelfen, das Niveau des Films zu heben und sah das Qrundübel in den schlechten Stoffen, die man zur Verfilmung wählte. So ging er denn mit Eifer daran, aus seinen reichen literarischen Kenntnissen Werke vorzuschlagen, doch meinte er, vorahnend: „ins Dunkle hinein auf " die Gefahr hin, daß es von allen Filmspatzen von den Dächern gepfiffen wird." Es waren tatsächlich leider fast immer Bühnenstücke oder Romane, die schon ihre Verfilmung gefunden hatten, und wenn ich ihm immer wieder die Mitteilung machen mußte, daß dieser oder jener Vorschlag schon längst in die Tat umgesetzt sei, da packte ihn die Verzweiflung: „Da verliert man ja die Courage. Ihnen einen Vorschlag zu machen, bei dem nichts weiter herauskäme, als das man die löbliche Post mit ihren enormen Portosätzen füttern würde." Auf die Post scheint Ludwig Barnay überhaupt schlecht zu sprechen gewesen zu sein, auch vor der Inflationszeit; hat er doch einmal einen Aufsatz „Gegen das Strafporto" veröffentlicht. Wie eingehend er sich gerade mit dem Thema „Filmstoffe" befaßte, geht aus der : Klage hervor, mit der er eine seiner Postkarten begann: „Es ist doch recht schade, daß es kein umfassendes Verzeichnis der bisher erschienenen MARGIT BARNAY, die Enkelin Filme gibt. Ich meine, ein solches wäre recht nötig! Woher hätte ich z. B. wissen können, daß „les miserables" bereits wiederholt bearbeitet sind?" Ludwig Barnay war als Darsteller gleich groß in klassischen wie in modernen Stücken. Für den Film schien ihm das Historische das Richtige. Das Kammerfilmspiel verwarf er. Aber er tat es in schonendster Weise, wie er überhaupt gegenüber dem Film stets in einer Art sich ausdrückte, die zwar von großer Anerkennung für diese umwälzende technische Erfindung zeugte, die aber auch erkennen ließ, daß er noch eine geraume Zeit gebraucht hätte, um dem tiefsten Wesen des Films voll gerecht zu werden. Diese Zeit aber sollte der große Künstler nicht mehr erleben. Allein die Tatsache jedoch, daß Ludwig Barnay dem Film sein Interesse zugewendet hatte, darf alle, die am Film arbeiten, mit Stolz und Genugtuung erfüllen. 35