Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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Der „Schaubuig" Imke zwanzig Jahre jünger. Denn so weit reist seine Erinnerung zurück. Es ist reizvoll, zuzuhören. Was kramt Direktor Imke nicht alles aus der Erinnerungstruhe, von den Kinderschuhen des Films bis zum evening-dress von heute! Er ist einer von denen, die vor dem Film waren; an den Schreibpulten mancher Buchhalterei hat er sich herumgedrückt, ohne daß sich sein Talent irgendwie hätte auswirken können. Die ersten, nach heutigen Begriffen wohl belach einsweiten Filme gaben ihm Anregung, seine Begabung, die insbesondere auch auf organisatorischem Gebiete zu liegen schien, in eine bestimmte Richtung zu lenken. Alles, was er mit trockener Sachlichkeit und bescheidener Zurückhaltung von sich erzählt, ist gleichzeitig eine Geschichte des deutschen Films. Jahrmarktszauber, Messerummel und Schaubudenromantik umrahmte damals, vor nun mehr als zwanzig Jahren, die ersten Anfänge der Kinematographie. Die Schausteller waren es, die der ungeheuren Popularität des Films vorarbeiteten. In diesem Schaubudentreiben witterte — es waren damals nicht allzu viele, die den Siegeszug der Kinematographie vorausahnten — auch Imke seüi Feld. Das Nomadenleben mit dem Wander kintopp kennt er, der Leiter eines der großen Berliner Uraufführungstheater von heute, aus eigener Erfahrung. Vielleicht, wenn er im Großstadtglanz seines Theaters steht, stolz auf viele unvergeßliche Dienste, die er dem Lichtspielwesen leistete, dämmert vor seinem rückerinnernden Auge die Vision eines Raritätenkabinetts auf, eines Spaßmachers, der seine Glieder zu grotesken Sprüngen verrenkte, eines knarrend kreiselnden Karussels — die ganze Jahrmarktsbuntheit der Kollegen von Anno dazumal. • Aber das Wanderkino wurde bodenständig, der schwache Zweig am Ast des Vergnügungsgewerbes wuchs in die Riesenindustrie. Aus Budenbesitzern wurden Gene ral-Direktoren, und die Geringschätzung, die dem fahrenden Gesellen begegnete, wandelte sich in devote Gunstbuhlerei. Mancher, der einst seinen Sechser auf das Zahlbrett des Messefahrers legte, wäre heut für eine untergeordnete Stellung in „Ihrem hochgeschätzten Hause" dankbar. Imke hat auch diesen Weg vom fahrenden Volk zur Seßhaftigkeit mitgemacht. Eine Zeitlang wirkte er als Filmdarsteller, nachdem der Altmeister der Kinematographie, Bruderus, seine mimische Begabung entdeckt hatte. Aber sein Stern brachte ihn mit Paul 37