Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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Irgendwo lesen wir den Namen Henny Porten. Breit und behäbig lacht mein Begleiter. In seiner Erinnerung wird die Szene wach, wie Henny, die blonde Gebieterin, während des Krieges unter Imkes Leitung im Mozartsaal zugunsten des Roten Kreuzes der Wohltätigkeit diente und mit Autogrammen in einem alten zerschlagenen Topf im Zuschauerraum herumging. Und wie dieselbe Henny Porten — vom Lampenfieber durchrüttelt, mit dem früh verstorbenen Arnold Riek und anderen Prominenten sich zu gleichem Zweck als Rezitatorin hören ließ. So nervös und aufgeregt war sie, daß Imke ihr jedes Wort soufflieren mußte. Aber wie sie dann doch ihre Vorträge brachte, das war von bezwingender Innigkeit. •k Die Nacht steigt in den Abend, frostig und bitter, und verlöscht die Lichter des AääJak «. Lebens. Nur um das Kinotheater fließt noch verführerischer Glanz. Gottfried Imke muß heim. Morgen gibts allerhand Arbeit. Er läßt sichs nicht nehmen: nichts in seinem Theater, was nicht durch seine Hände ginge! Selbst den tanzenden Girls studiert er ihre Posen ein. Wir sagen uns schön Adieu — und ich lasse die Geschichtsstunde des deutschen Films in mir nachklingen. Autogewirre schreckt mich auf. Die Komödie ist zu Ende. Menschen, entlaugt von der zersetzenden Schärfe des Alltags, strömen aus dem Lichtspielhaus. Ich stehe sinnend an der Ecke und sehe nieder auf die winzige Stelle, wo der Schnee zertrampelt ist. Hier stand der Mann mit der Jahrmarktsgebärde, der Ahnherr, über den die Enkel hinauswuchsen. Von der Jahrmarktsbude zum Filmpalast ist ein weiter Weg. Wohl dem, der ihn so erfolgreich zurückgelegt hat, wie mein Gewährsmann, der alle Stationen dieses Lebens kennenlernte, an jeder verweilte und, an der Endstation angeangt, noch lange nicht daran denkt, Halt zu machen. So wie ja der Film selbst, dieses Wunder anTempo, kein Stillestehen, keinen Abschluß kennt und kein dauerndes Halt, weil er ja sonst nicht in einem knappen Vierteljahrhundert hätte vorwärtsstürmen können ... von der Jahrmarktsbude zum Filmpalast. 39