Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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AUS SCHREI Gemäldeausstellung. Ich stehe mit meinem berühmten amerikanischen Sensationsstar vor dem Bildnis eines Ritters in voller Rüstung und hochgeschlagenem Visier. „Ludwig XVI.!" flüstert mein Amerikaner, mich aufklärend. „Du irrst, es ist Kaiser Karl VI." „Ou yes", schnofelte mein Amerikaner. „Ou yes! Ludwig der XVI. hat ja viel früher gelebt." — * Die Pläne zu dem neuen Kinopalast liegen vor. Der Architekt erläutert: „. . . dann wäre noch ein Wort über die Art des Amphitheaters zu sagen." „Ne, ne," unterbricht ihn der Herr Direktor, „darauf wollen wir verzichten. Schlangen und sowas werden wir nicht engagieren, höchstens eine Tänzerin." * In einem Münchener Atelier sollte eine Szene auf dem Korridor vor der Wohnung eines frommen Juden gedreht werden. Der Innenarchitekt bringt am Türstock eine „Mesuse" (die in einer Glasrolle befindliche Gebetsformel, die man an allen Türen frommer Juden findet) an. Der Herr Generaldirektor ruft auf seinem Rundgang, die Mesuse bemerkend, den Architekten: „Was woll'ns denn mit dem Fieberthermometer am Türstock?" „Das ist überall . . ." „Redens" not," unterbricht ihn der Gewaltige, „bei mir werd'ns not für jüdische Versicherungsgesellschaften Reklam' machen, verstehend?" — „Mutter," flüstert die kleine Mimi, in einer Münchener Atelierkantine, „Mutter, da Herr Direktor hat mi prolongiert." „Was is denn dös wieda für a Geschieht'? \\ annsf nu a Kind kriagst." Frau Direktor F. in München bittet den Innenarchitekten X. um sein Urteil bei der Auswahl von Dielenmöbeln für die neue Villa. Es werden zwei Barocksessel mit n i 1 grünem Damastüberzug gekauft. 40 Zwei Wochen später erscheint die Frau Direktor wieder bei dem Möbelhändler, um zwei weitere Barocksessel zu erwerben. Der Verkäufer bedauert, dieselben Stühle nicht mehr aui Lager zu haben und offeriert zwei andere Sessel mit lachsrotem Ueberzug. Frau Direktor F.: „Nein, das ist nichts, ich will Barockstühle." Der Verkäufer: „Gnädige Frau, das ist doch echt Barock." Frau Direktor: nichts vormachen, „Nein, nein, mir können Sie Barock ist grün!" Revolutionsfilm mit Wiederaufbau. Regiesitzung. Ich schlage einen Bauern, hinter dem Pfluge ackernd, gegen die aufgehende Sonne als Schlußbild vor. Der Herr Unternehmer: „Waaas! Einen Bauern mit einem Pflug? — Zehn Pflüge nebeneinander nehmen wir!" Mit einem amerikanischen Filmstar im Grammophonplattengeschäft. Alle Jazz-, Shimmy-, Tango-, Fox und Beartrotplatten sind bereits vorgespielt. Nichts gefällt. Die Verkäuferin legt die Platte „Lache, Bajazzo" aui. In den Vereinigten Staaten war vor einigen Jahren ein Gassenhauer ,.My cousin Caruso" in Mode. Im Refrain dieses Schlagers war das Motiv „Lache, Bajazzo" verwendet. Mein amerikanischer Filmstar hört sich die wirkliche Caruso-Platte „Lache, Bajazzo" bis zu Ende an. dann sagt er: „Sehr drollig! Da hat man nun ein amerikanisches Lied in der Oper nachgeahmt." » Ich führte Regie für den Film „Julius, der Vagabund". Eines Tages stürzt mein Star, mit einer Fachzeitung aufgeregt herumfuchtelnd, zu mir ins Atelier. „Sieh einmal, schau her! Man hat schon wieder meine Idee kopiert. \\ ir machen doch .Julius, der Vagabund" nach meiner Idee. Lies doch!" Ich nehme die Zeitung zur Hand und lese: „Fräulein Julie" von Strindberg mit Asta Nielsen.