Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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(er lustigste Spazieigang, den ich je auf einem Filmgelände gemacht habe, war vor einigen Tagen der durch den Decla-Tierpark in Neubabelsberg. Ganz abseits von den Filmbauten, die heute bisweilen so fest ausgeführt werden, daß sie schon zwei Winter überdauern, — wohlgemerkt: nur bei den Herstellungsfirmen, die ein eigenes Gelände haben! — , ganz abseits also von diesen Bauten ist ein Gehege entstanden, in dem alles das gesammelt wurde, was bisher an lebenden zahmen und wilden Tieren gebraucht wurde. Kleine Firmen leihen sich das Getier von irgendwelchen Züchtern aus, zahlen Gagen für diese zwei und vierbeinigen Darsteller . . . und entlassen sie am letzten Aufnahmetage wieder aus dem Vertragsverhältnis. Die UfaDecla aber kann es sich leisten, die Wildschweine, Rehe und Schlangen durchzufüttern — bis man sie einmal wieder benötigt. Ich kam gerade vom Turm des Schweigens herüber, einem imposanten, hochaufragenden Bauwerk, das so massiv ausschaut, als sollte es noch im 21. Jahrhundert als Denkmal der Filmkunst dienen, — das so trotzig in den Himmel ragt wie etwa das Schlachtendenkmal bei Großbeeren, — als ich an einem halbverfallenen Heidehaus einen Taubenschlag modernster Aufmachung entdeckte. Das Heidehaus lag inmitten sandiger Hügel, das mürbe Dach sah aus, als wollte es in jeder Minute zusammenbrechen, — und der geringe Baumbestand ringsherum machte sich wie verdorrt unter der ungesunden Atmosphäre eines übelbeleumdeten Menschen. Mein Führer klärte mich auf: „Das hier ist der elende Wohnsitz des Bruders aus der „Chronik von Grieshuus". Sie wissen sicherlich aus der Stormschen Novelle, was dieser Bursche auf dem Gewissen hat . . Drüben haben Sie ja den alten Hof Grieshuus gesehen . ." . . Hm, — etwas öderes und ungewöhnlicheres hat es wohl noch auf keinem Filmgelände gegeben, als diesen hohen Bau aus Balken, Lehm, Dachstroh und klapprigen Fenstern ... Er wird in der „Chronik von Grieshuus" seine bedeutende Rolle spielen. Aber hoch oben am Spitzdach klebte der bewußte Taubenschlag, und in ihm wirbelte und quirlte es von weißen und grauen Tauben durcheinander. „Das sind die, die dem „Aschenputtel" die Erbsen ausgelesen haben", erzählte mir mein Begleiter wieder. „Im „Goldenen Schuh" waren sie so zahm, daß sie Xenia Desni die Erbsen aus der Hand pickten, wie es der Film und sein Phot.: Press-Photo mein Kindchen, weine ! (Die besten und größten Tränen erzielt man unter Garantie bei Verwendung von Glycerin, .Marke Heulol.) 41