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durch. Joe May wäre vermutlich, auch wenn jener Film nie gemacht worden wäre, niemals auf den Einfall gekommen, einen Seegang in Holzplatten zu machen; dazu weiß er zu gut. was der Film fordert und verlangt. Er vergegenwärtigte sich unzweifelhaft die „Insel der verlorenen Schiffe", also einen Film, dessen große Sturzsee-Szenen ja auch im Atelier aufgenommen wurden, und er baute in sein Weißenseer Atelier ein Bassin sowie die Außenfront einer seetüchtigen Jacht ein, um dann die See mit einer Kunstwellenmaschine in gehörigen Aufruhr zu bringen. An diesem Seegang ist also eigentlich nichts echt: weder der Kapitän, noch das geschleuderte Schiff, noch die wildbewegte Fläche des Ozeans. Aber dennoch ist . . . die Illusion auf dem vollendeten Bilde eine so vollkommene, daß die Legende vom untrügbaren Objektiv wieder einmal so recht von Herzen zuschanden wird. Nein, das kinematographische Objektiv ist nicht unbetrügbar; wenn ein geschickter Meister der photographischen Linse kommt, so läßt der Film sich gerne ein X für ein U machen, und zum Schluß weiß man gar nicht mehr: i s t der Star nun so schön — oder scheint er nur so? Bei diesem „Farmer von Texas" werden viele Zuschauer denken: „welch herrlicher Seegang!", welch herrliche Jacht!" . . . Und sie werden selbst bei diesem Glauben bleiben, wenn man ihnen, indiskret ge
nug, anvertraut haben sollte: ..ach. alles ist Atelier, nichts weiter als Atelier!"
Immerhin — , Atelier und Atelier unterscheiden sich, wie sich Regisseur und Regisseur unterscheiden. Im Phoebus-Atelier an der Ha:enhaide sah ich Robert Dinesen bei der Arbeit am neuen Lya de Putti-Film „Im Namen des Kaisers"; — und Dinesen ist ganz auf Kammerspiel gestellt. Seine außerordentliche Feinfühligkeit und Exaktheit prädestinieren ihn dazu. Ihm bei der Arbeit zuzusehen, ist außerordentlich instruktiv. So konnte ich eine Szene beobachten. in der Erich Kaiser-Titz als Zar und Gertrud Arnold als Fürstin M i c h a i 1 o w ein Zwiegespräch führten. Sieben Mal wurde nun diese Szene durchgeprobt, darauf gekurbelt und noch war Dinesen nicht zufrieden. Er hatte eine weitere halbe Stunde damit zu tun, um die Darsteller ganz in seine Absichten einzuweihen. Jede Bewegung, jeder Blick wurde von ihm vorgezeichnet und vorgemacht — — , aus dem Regisseur wurde plötzlich ein ganz vorzüglicher Schauspieler. Bekanntlich hat sich ja auch Dinesen früher und noch bis vor kurzer Zeit mit großem Erfolge schauspielerisch betätigt, und dem Regisseur geht es wie dem Kapellmeister. Um richtig dirigieren zu können, muß er selbst fast alle Instrumente beherrschen. Um Regie führen zu können, muß man ein guter Schauspieler sein.
Phot. : Press-Phot
„Sie haben doch schon Piraten gesehen, meine Herren, nicht wahr ? Was, — noch nicht ? Also genau so wild müssen Sie ausschauen ! "
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