Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

„lagen". Was meinem Wesen fremd war, mußte ich ablehnen. Daraus folgte wiederum Kampf! Kampf mit allen! Kampf mit dem „Rollenverteiler", dem Direktor des Theaters, und Kampf mit dem Leiter der Proben, dem „Regisseur". Aber — ich blieb fest! Nach Schluß des Krieges wandte ich der Bühne den Rücken und ging zum Film. Auch dort empfing man mich nicht mit offenen Armen! Auch dort zwang mich mein Geschick zu härtester Kleinarbeit. Ich arbeitete mit Wut und Fanatismus. Als Knabe abenteuerlüstern — in einem großen Walde aufgewachsen — , wollte ich als Schiffsjunge in die Welt, als Trapper unter die Indianer, als Heerführer an der Spitze meiner siegreichen Truppen, hoch zu Roß, in die eroberte Stadt im Triumph einziehen — als Prophet Wunder tun! — Im Film fand ich die Erfüllung meiner jugendlichen Träume, die Sehnsucht nach dem Ungewöhnlichen, dem wundervollen Wechsel der äußeren Spannungen, die Möglichkeit, zu j e d e m Menschen sprechen zu können! In allen Sprachen, und zu jedem Volke! iJie Sprache des Antlitzes! Meinen Talisman in der Brust, wagte ich Unerhörtes darzustellen, das Zarteste und Verschwiegenste zu deuten, Grauenvolles ins Erhabene zu heben. Das leiseste Zucken meines Auges — die Leiden und Kämpfe und Kümmernisse vieler, vieler Jahre in Einsamkeit — , mein Mund, meine Wange, meine Stirne, sie künden nun nach meinem Willen Trauriges oder Erhabenes. Millionen Augen dort unten hängen an meinem Gesicht; Millionen Menschenherzen genießen mit mir, schluchzen mit mir — wie auch ich einst geschluchzt habe — , Millionen starrer und vereinsamter Herzen werden durch mich erschüttert, werden durch mich beglückt! So wie ich selbst glücklich bin, zu Herzen sprechen zu können. In Stockholm, Moskau, Bukarest und Kairo, ebenso wie in Rom, Madrid, Paris und London schauen, fühlen, spüren Gleichgestimmte das mystische Fluidum! Der Abgearbeitete wird erfrischt, der Wissenshungrige gesättigt. Wer mich nicht mag, der kann draußen bleiben; ich bin ihm darob nicht böse. Wer mich liebgewonnen hat, soll nicht enttäuscht werden! So zwang mich mein Gewissen, mein Herz, mein Wille zur Menschendarstellung, zur Filmkunst. Aufgaben wie der „Yoghi Ramigani", „Der müde Tod", „Der Staatsanwalt von Wenk", der „Sänger Volker" waren mir Herzensangelegenheiten. Mögen meine Freunde mir weiter treu bleiben — an mir soll's nicht fehlen! AUS DEM INTERNATIONALEN FILMBAUKASTEN Man erfährt: Die amerikanischen „Famous Players" engagierten einen Journalisten als Regisseur mit einem Anfangssalär von wöchentlich 2500 Dollar. In den Kreisen der Berliner Filmkritiker lacht man sich ins Fäustchen: „Darauf fiel dieser Mann hinein?" Ach ja, sie sind nicht alle so pfiffig — wie wir. C e c i 1 de Mille ist aus dem Verbände der „Paramount" ausgeschieden und wird fortan in eigener Firma produzieren. Er hat bereits Angebote auf mehrere Millionen HektoTonnen von Mörtel und Gips erhalten. Wahrscheinlich baut er zunächst einen eigenen Kontinent, da für sein Aufnahmegelände Amerika zu klein sein wird. Man erzählt, daß Paul Wegener in Budapest in einem Interview erklärte, er sei bisher noch bei jedem Film, den er machte, hineingelegt worden. Er werde in absehbarer Zeil 48 deshalb auch nicht mehr filmen. — So etwas ist, wenn es wahr ist, sehr bedauerlich. Es gibt aber auch Künstler, die sich ein dickes Vermögen beim Film gemacht haben. Woran kann das nur liegen? ,,Hans Sonnen stößers Himmelfahrt". Paul Apels bekannte Komödie (Kinder, lest sie!!) wird angeblich in Amerika verfilmt. Der Himmel bewahre Paul Apel davor! Hans Sonnenstößer ist doch kein Held von 1789! Wir lesen: An Bord des „Leviathan" ließ sich Ramon Novarro während seiner Ueberfahrt nach Italien folgendermaßen aus: „I can fire the world to romantic action through my roles . . ." Was auf deutsch etwa so verstanden werden könnte: „Ich kann die Welt durch meine Rolle zu einer neuen Romantik verhelfen ..." — Wir befürchten, daß Novarros Welt kleiner ist, als er in seiner Bescheidenheit ahnt.