Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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FIL Von HANS AILBOUT Mit der gewöhnlichen Illustrieiung einer Filmhandlung durch musikalische Begleitung hat es seine Schwierigkeiten, weil, wie ich glaube, ein beieits vorhandenes Musikstück, wenn es einer bestimmten Filmszene unterlegtwird.in jedemFalle eineGefahr bedeutet. Alleidings nicht für den vollkommen unmusikalischen KinoBesucher, sondern iür den musikalischen. Dem unmusikalischen Zuhörer ist wohl die gewählte Begleitmusik gänzlich gleichgültig, der musikalisch bewanderte aber wird oft geneigt sein, mit bestimmten Musikstücken und Teilen daraus ganz bestimmte Erinnerungen und Empfindungen zu verknüpfen, und diese werden sehr, sehr oft anderer Art sein, als dies der Filmhandlung, der einzelnen Szene zuträglich ist. Man kann die Bestätigung, daß mein Einwand zumindest begründete Ursache hat, oft darin finden, daß allzubekannte Gassenhauer oder Opernmelodien belacht werden — oder gar zum Mitsingen, zum Mitsummen anregen. Diese Tatsache bewe st, daß das Ohr durch Erinnerungen anderer Alt zu sehr gefesselt wird, als daß Auge und Verstand noch ganz bei der Filmhandlung verbleiben könnten. So radikal also die Forderung auch sein mag, zu jedem wertvolleren Film eine eigene Komposition zu schaffen, so richtig und maß 64 HANS AILBOUT gebend ist sie dennoch. Nur eine dramatische Komposition, die sich ganz auf den Film und seine einzelnen Szenen einstellt, vermag die Sensationen einer solchen dramatischen Aktion zu fördern und zu heben. Filmmusik muß original und dramatisch sein, denn jedem Film ist das dramatische Moment eingegeben. In der Theorie ist deshalb von der dramatischen Film-Begleitmusik bis zum vollkommenen Musikdrama nur ein ganz kurzer Schritt: in der Praxis ist dieser Schritt dafür um so beträchtlicher. Und zwar einzig und allein — der technischen Verfahren wegen. Es mag dabei ganz belanglos sein, ob man die dramatischen Filmspiele dieser Art „Filmopern" oder „Filmoperetten'' nennen muß, beides sind Fragen des Temperamentes. Aber: sowohl Filmoper wie Filmoperette müssen in ihier musikalischen und kontrapunktlichen Konzeption so beschaffen sein, daß sie unter Umsländen auf die wirkliche Gesangsbühne verpflanzt werden könnten. Aber nur szenische W iederstände, keine künstlerischen könnten dem feindlich sein. Das ist das Kriterium, das bei der Beurteilung von Musila filmen angelegt werden muH und das den Musikfilm von der nur begleitenden Filmmusik unterscheidet. Aus der Illustrierung der Handlung wird im Musikfilm deren dramatischer Bestandteil.