Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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Bretter und Leinwand von Mady Christians ute Freunde aus ehrlichen Berufen, langweilige Tischherren, Theaterdirektoren und Kritiker fragen mich häufig: „Warum spielen Sie eigentlich Theater?" Bei Tischherren mache ich einen seelenvollen Augenaufschlag (Großaufnahme) und versichere ihnen, daß mich innerlich etwas dränge, Theaterdirektoren gegenüber erkläre ich brutal, daß ich mich an der Menschheit rächen wolle, und bei Kritikern entschuldige ich mich. Die ersten Schritte auf die Bretter machte ich in New York aus Neugierde und Uebermut unter den entsetzten Augen des Papas, der mir nach der Vorstellung glückstrahlend versicherte: „Du wirst sicher einmal eine Igute Hausfrau." Ein solcher Mangel an Urteilskraft bei einem bekannten Schauspieler berührte mich sehr eigentümlich, und mit dem Rufe: „Der Prophet gilt nichts in seinem Heimatlande!" entschloß ich mich, zur englisch -amerikanischen ;Bühne zu gehen. Mein Lehrer Frank Reicherhatte sich zwei große Aufgaben gestellt: mir meinen \ liebgewordenen New Yorker ,slang' auszutreiben und |mir das Gefühlsleben der „Julia", dem ich an sich durchaus wohlwollend gegenüberstand , innerlich lahezubringen. Mit iem Giftmonolog MADY v. MÜLLER-CHRISTIANS der Julia hatte er kein Glück, denn die vielen dancings, parties und sportlichen hobbies meines ersten Ausgehwinters ließen Gedanken an alkoholfreie oder gar vergiftete Getränke nicht aufkommen. Das Lieblingsthema aller jungen Mädchen bildeten in diesem Winter die neuen Movie stars, und da Florida auch im Januar als durchaus chick galt, nahm ich bei einer Tanzgesellschaft den Vorschlag von Daniel Frohmann, dem damaligen Inhaber der Famous Players, an, in deren neuem Film „Audray" einen Backfisch darzustellen, der sehr frech sein mußte und doch unglücklich liebte. Das hat mir immer gelegen. Sechs Wochen Florida und eine Woche zwischen den Jupiterlampen in einem der Riesenateliers — auf dessen einer Seite ein Sünder unter Choralmusik edelmütig wurde, während auf der anderen Tanzmädchen bei einem Foxtrot für ein Lustspiel aufgenommen wurden und ich in der Mitte unglücklich zu den Klängen eines neuen Schmachtfetzens liebte, . • . damit konnte sich die Julia mit ihrer unmodernen Leidenschaftichkeit doch nicht messen. In meiner ahnungslosen Siegessicherheit schienen mir damals drei Wege offenzustehen: mich als verwöhnte Tochter eines beliebten Vaters in den Salons verhätscheln zu lassen, mir als Filmstar ein Bankkonto bei Pierpont Morgan anzulegen — oder 81