Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

Record Details:

Something wrong or inaccurate about this page? Let us Know!

Thanks for helping us continually improve the quality of the Lantern search engine for all of our users! We have millions of scanned pages, so user reports are incredibly helpful for us to identify places where we can improve and update the metadata.

Please describe the issue below, and click "Submit" to send your comments to our team! If you'd prefer, you can also send us an email to mhdl@commarts.wisc.edu with your comments.




We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.

Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.

VON NAcHr~WEU> L I L D A G O V E R Im Anfang war — Weimar . . . Ich befand mich mit meinem Mann, dem Schauspieler Daghofer, auf einem Ball, als Hausfrau, als Frau meines Mannes - und als nichts weiter sozusagen. Wirklich — als nichts weiter Da lernte ich Robert Vi iene kennen. Ich war Frau Daghofer, saß still in m:iner Ecke, — antwortete, wenn man mich fragte, — und schwieg, wenn man mich in Ruhe ließ. Die Literatur war eine schöne und gute Sache, mein Mann war ihr auf sogenannte n dramatischen Gebiet ergeben — und ich war die Hausfrau. Absichtlich sage ich: das war d;r Anfang. Denn ich stelle mir jeden Anfang als eine ruhige und beschauliche Sekunde vor. Als etwas Stilles und Feierliches, aus dem sich die Unruhe erst ganz allmählich ergibt, fast möchte ich sagen: nach dramatischen Gesetzen. Robert Wiene sagte an jenem Abend zu meinem Manne: „Wissen Sie, man könnte mit Ihrer Frau viel Geld verdienen!" Worauf mein Mann erwiderte: „Setzen Sie meiner Frau bloß keine Rosinen in den Kopf!" Ich dachte über diese kurze, knappe Unterhaltung nicht weiter nach, — ich vergaß die Rosinen — und vergaß beinahe auch Robert Vi iene. Beinahe — ! Ganz nicht! Denn es schimmerte hinter den letzten Häusern von Weimar ja jene freie Erde, die ich schon in frühester Jugend in all ihrer fessellosen, tropischen Schönheit lieben gelernt hatte; — und wer je an sich erfuhr, daß die Erde sich nicht mit engen Grenzen einschließen läßt, behält die Ahnung des Großen, Unermeßlichen selbst . . . als Ehefrau. Darüber verging wieder fast ein halbes Jahr Bis ich ein Telegramm erhielt, das mich kurz und bündig — zum Filmen abrief. Robert Wiene hatte die Weimarerin nicht verjessen. Die Weimarerin? Nun ja, beinahe doch. Die deutschen Pensionsjahre waren wie im Fluge an mir vorübergegangen, typische Pensionsjahre, wie sie Aberhunderten von deutschen Mädchen begannt und geläufig sind. Ich hatte in BadenBaden gelernt, in Karlsruhe, in Tübingen, in Calw, in Mannheim . . . und zuletzt in Wei rar, und hier hatte ich, gerade sechzehn Jahrealt, den Schauspieler Daghofer so lange angehimmelt, bis er mich nach einem weiteren Jahre — oder bis ich ihn — oder nein: bis wir uns nach einem weiteren Jahre heirateten. Wirklich also war Weimar meine Wahlheimat geworden, — ich durfte mich schon als Weimarerin betrachten. Um diese Zeit saß der Vater zwar noch immer in Madoen auf Java, schrieb von Zeit zu Zeit — und verschob doch immer wieder sein Kommen. Der Oberforstmeister Seubert — sd hieß er, heißt er heute noch — konnte sich noch immer nicht von seiner wogenumspülten Insel trennen. Was hätte er auch so mochte er denken - in diesem kühlen, trockenen Europa sollen? Seine Frau, unsere liebe Mutter, lebte sowieso nicht mehr: sie war kurz nach der Heimreise in meinem sechsten Jahr dorthin gegangen, woher es kein Wiederkommen gibt, und meine Schwester und ich wußte er in guter Hut. Zwar träumten wir beide noch immer von unserm Häuschen in den Bergen von Tosari . . ., aber wir waren doch froh, einem Klima entronnen zu sein, das es mit uns nicht gut zu me'nen schien. Und außerdem hatten meine Schwester und ich viel, viel damit zu tun, T / jT/^ V eine vernünftige,