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Nach fünftägiger Fahrt im Pulman-Expreß durch den amerikanischen Kontinent bemächtigt sich der Mitreisenden eine eigentümliche Unruhe. Alles spricht von dem Wunderlande Kalifornien, seinen Blumen und seinen ebenso schönen Frauen, vom Golde, vom Oel, Obst und vom — Film. Man spricht von dem Nachtleben Hollywoods, das ein Dorn im Auge aller amerikanischen Philisterherzen ist. ,, Neuer Skandal in Hollywood" lautet der Leitartikel einer Zeitung, die ein Japaner zu meiner Linken liest. deren Inhalt seine geistige und körperliche Nahrungsaufnahme völlig zu befriedigen scheint; — denn ich habe ihn während der ganzen Reise nicht ein einziges Mal essen sehen. Eine Banane, die ich ihm anbot lehnte er mit mitleidigem Lächeln ab, als wenn er sagen wollte: „Siehst du denn nicht, daß ich von Skandalnotizen meinen Hunger stille?" — Wenige Stunden vor der Ankunft am gesegneten Ziel hält der Zug plötzlich inmitten der Wüste, die den Ausläufer, der Sierra Nevada hintergelagert ist. Empörung und Aufregung. Vor uns ist ein Güterzug entgleist. Achtzehn Wagen liegen zum Teil ineinandergetürmt, zum Teil vom Bahndamm heruntergerollt im Sande. Dreizehn Stunden Aufenthalt. Alles steigt aus — eine Kamera filmt — und die
Liebhaberphotographen sorgen eifrig für Kodakabsatz. Die Nacht kommt: — auf dem Schienenstrang sitzend, hat man genügend Zeit, seine Phantasie mit kalifornischer Zukunftsmusik zu erfüllen. Man ahnt bereits die Nacht der tropischen Urwälder, der reißenden Ströme und Kaskaden, die Kokos und Dattelpalmen . . . und die Orchideen . . owen gorin
Oh — traumhafte Darstellung. Der nächste Morgen offenbart endlich die nackte Wirklichkeit. Ankunft in Los Angeles. Geschrei in allen Sprachen. Gegenstände fliegen in die bereitstehenden Autos. Japaner, Chinesen, Neger, Mexikaner und Weiße jagen ihre Wagen über die Riesenbrücke des Los Angeles-River, in dem kein Tropfen Wasser fließt. An Turmhäusern und einstöckigen Bungalows geht es vorbei, — Hollywood entgegen. Los Angeles und Hollywood gehen heute schon ineinander über. Man sieht viele Kinotheater, hin und wieder taucht schon ein Filmatelier auf — plötzlich eine Hauptstraße mit riesigen Geschäftshäusern der Hollywood-Boulevard genannt das
Zentrum. Eine Anzahl von künstlich angelegten Palmen in den Straßen und die vielen Bungalows mit herrlich gepflegten Gärten machen das übrige Hollywood aus. Der erträumte Urwald besteht aus Bohrtürmen auf flachem Lande mit spärlichen Graswuchs hier und dort ein'ge Kakteen und Palmetta;. Die wenigen Eukalypiiisbäume und Psychamoren werden leider einOpfer der wütigen Grundund Bodenbesitzer, die — in der Hoffnung auf baldige Bebauung — das Land in Blocks einteileir und mit Straßen durchriehen. Im Hintergründe heben sich graubraune P^rgketten vom Himmel ab, von dem die Sonne prbarmimgslos herunterbrennt. Bei mehr als 30(7 regenlosen Tagen im Jahr kann allerdings kein Urwald wachsen. D?sto erstaunlicher ist die Tatsache, daß Tausende von Quadratmeilen öder Wüstenei unter der schaffenden Hand des Farmers in
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