Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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die Landschaft. Haustiere und das Jüngste in der Hängematte gehören zum lebenden Inventar. Dieses Filmland bietet tatsächlich viel Filmenswertes, das seiner Originalität halber zum Lustspiel wie geschaffen ist, ohne geprobt zu werden. In Amerika probt man überhaupt ungern, wenn man Heiterkeit erzielen will. Man beliebt sogar beim Filmen den. Schauspieler mit Ueberraschungen zu kommen, damit die Szene möglichst überzeugend wirkt. Ich spielte einmal den unerfahrenen Europäer in einem Wildwestfilm, in dem die Cowboys mich zum Narren hielten. Mein Begleiter und ich ritten durch dichtes Gebüsch, wobei ich Roß und Reiter vorschriftsmäßig aus den Augen verlor — dann kam die Szene meiner Hilflosigkeit in der Einöde. Alles wie besprochen. Plötzlich aber bricht ein phantastisch bemalter echter Indianer mit einem Schießeisen aus dem Dickicht und legt auf mich aus nächster Nähe an, so daß mein Sportshemd und meine Haut von Pulverspuren einer Platzpatrone durchlöchert sind. Ich muß eine derartig komische Figur bei dieser Szene abgegeben haben; denn die Umstehenden, Regisseur undOperateur, ließen minutenlang Lachsalven folgen. Ein anderes Mal mußte ich mich meinen Verfolgern durch die Flucht entziehen, um mich auf einem Baum, der über einen Fluß hinausragte, zu verbergen. Plötzlich aber brach ein Ast, den man vorher angesägt hatte, und ich fiel mehrere Meter lief hinab in den schmutzigen, seichten Fluß. Darauf schallendes Hohngelächter von oben, seitdem bewegte ich mich mit mehr Vorsicht vor der Linse der Kamera. Los Angeles, der so a uteri ,, Tricks1' auch mit der Heute weiß ich, daß manche überzeugend wirkenden Szenen kanischer Filme durch ähnliche erzielt wurden. Das erlebte der uns allen bekannte H u s z a r , blauen und grünen Flecken am Körper sein Lustspiel im Harold Roach-Atelier absolvierte. Bei seinem Körperumfang und seiner Unbeweglichkeit muß er Heldenhaftes geleistet haben. Das Dassin in Kalifornien hat seine sensationellen Seiten eigenster Art. Und unaufhörlich lacht zu alledem die Sonne. Sollte es einmal regnen, so fährt die Jugend nicht zur Schule und allgemein wird Feiertag gemacht, denn b:i derartigen Ueberschwemmungen setzt man sich nicht der Gefahr des Ertrinkens aus. Das Auto als Hausboot weist noch einige Konstruktionsfehler auf. Aber — erfinderisch wird man auch in Kalifornien. Wir gewöhnlichen Mitteleuropäer dürfen uns noch auf manches Ungewöhnliche gefaßt machen, was uns dieses Land verkünden wird. Bei einer monatlichen Zuwanderung von etwa 20 000 Menschen ist es nicht erstaunlich, wenn über Nacht ganze Stadtteile erstehen. Los Angeles mag nach wenigen Jahrzehnten Neuyork in den Schatten stellen. Dann wird Hollywood als Filmstadt zu bestehen aufgehört haben, denn der steigende Wert des Grund und Bodens wird den betreffenden Filmkonzernen die Lust an der Filmproduktion genommen haben, da man an den Grundstücken relativ schneller und besser Geld verdienen kann. Bis dahin wird sich der Film ein anderes, neues Filmland erobern müssen. GEDANKEN (JL)as die Beschwörung der Toten anbelangt, so wurde mich schon der Gedanke aus dem Häuschen bringen, daß der Fleischer an der Gcke die Seele eines Victor Hugo, eines Balzac, eines Baudelaire zwingen kann, sich mit ihm zu unterhalten. V^espriiche, die sich nicht um Religion oder Kunst drehen, sind so niedrig und so eitel. Reute spielen die Menschen und lesen nicht mehr. Es sind die sogenannten Frauen von Welt, welche die Bücher kaufen und Crfolg oder Durchfall bestimmen ; auch ist es die Dame (wie Schopenhauer sie nannte), das Gänschen, wie ich sie gern bezeichnen möchte, der wir jene Kübel voll lauer und schleimiger Romane verdanken, die man so herausstreicht. Das verheißt für die Zukunft eine reizende Literatur, — denn, um Frauen zu gefallen, muß man natürlich in einem gangbaren Stil fertig verdaute, abgegraste und immer kahlköpfige Ideen herausbringeu. Aus J. K. Huysmans ..Tief unten" (Verlag Kiepenheuer;. 21