We use Optical Character Recognition (OCR) during our scanning and processing workflow to make the content of each page searchable. You can view the automatically generated text below as well as copy and paste individual pieces of text to quote in your own work.
Text recognition is never 100% accurate. Many parts of the scanned page may not be reflected in the OCR text output, including: images, page layout, certain fonts or handwriting.
keil. D:r Rotstift, der den_ Lippen erst die richtige Wölbung gibt, wird im Parkett fast noch ir.ehr in Bewegung gesetzt als während einer Filmaufnahme. Und wenn die Instandsetzung der kleinen Pariserin während der Pause unter den Augen aller anderen Zuschauer vielleicht bis zu einem gewissen Resultat gediehen war, so folgt unweigerlich kurz vor Schluß der Vorstellung noch eine letzte Aufarbeitung des Teints, eine letzte Revision, an der sich auch der Kavalier mit sachverständigem Urteil beteiligt. Wäre ich ungalant, so würde ich keinen Anstand nehmen, öffentlich zu bedauern, daß die Reinlichkeit dieser Puppengesichter sich leider nicht auch auf die Fingernägel ausdehnt. Es sei denn, daß der Hochglanz der Politur die Trauerränder überstrahlt, die sich häufig genug an diesen zarten spielerischen Fingern breil machen.
Für 40 Pfennige in d:utschem Gelde ist ein solcher Kinoabend in Paris eine durchaus mitnehmenswerte Belehrung; mau braucht eben nicht einmal das viele Geld, das zu besitzen so nützlich ist — , man kann auch ohne die kostspieligen Revuen die Stunden bis Mitternacht totschlagen und sich doch in dem Bewußtsein schlafen legen, ein gutes Stück unverfälschten Parisertums aus allernächster Nähe kennengelernt zu haben.
Bei alledem hat die französische Filmindustrie das Gesicht der französischen Hauptstadtnoch nicht so recht konterfeit. Es geht ihr ebenso wie der deutschen, die den Charakter Berlins bisher meines Wissens auch noch nicht für den Film verwertet hat. Hin und wieder werden zwar Anläufe dazu genommen, aber es bleibt doch dann bei den Aeußerlichkeiten. Die Franzosen fahren für ihre eigene Produktion in die Betragne hinaus, sie suchen die Pro
vence und die Rivieraauf.sienehmen dieSchluchten der Pyrenäen und die Wüste Afrikas; aber die Pariser Straßen tauchen nur ganz kurz und oberflächlich auf. Im Aubert-Palace hat vor einigen Tagen deshalb ein Film den größten Erfolg davongetragen, weil er unter dem Titel „Paris" einige Außenaufnahmen der Seinestadt systematisch mit der Handlung verwob. Aber auch hier hat der französiche Regisseur sich auf die üblichen Silhouetten beschränkt; er hat die Notre-Dame, die Sacre Coeur-Kirche, den Eiffelturm und den Concordienplatz photographiert . . . und nichts weiter. All die malerischen Ecken, die die eigentliche Altstadt ausmachen, die Winkel am Invalidendom, an der Universität und am Fuße der Butte im Norden von Paris sind noch heute für den Film unentdeckt. Der Kritiker, der deshalb der Ansicht Ausdruck gab, daß der erstbeste Mister Johnson aus Cincinnati bei seiner Rundfahrt im Autocar mehr vom Pariser Städtebild zu sehen bekäme, entspricht also im großen und ganzen den Tatsachen.
bin oft gefragt worden, ob es auch in eine eigentliche Filmgegnerschaft gibt,
Ich Paris
d. h. ob die Intellektuellen an der Seine dem Film gegenüber auch eine so zwiespältige Stellung
einnehmen, wie man dies in anderen Ländern gelegentlich bemerken kann. Ich möchte diese Frage mit einem halbierten „Ja" beantworten.
Es gibt so'ne und solche; aber es gibt nur selten ein so wohlwollendes Urteil über die Lichtspielkunst im allgemeinen, wie ich es in der Presse zu lesen fand, als zwei jugendliche Kinobesucher eines Nachts vor dem Rathause der Lichtstadt aufeigeneFaust Detektiv spielten. Diese beiden Jünglinge kamen in angeregtester Stimmung aus dem
25
Das Qaumont -Theater Phot.: Gaumont
Einstmals ein Hippodrom, jetzt das größte Kino Frankreichs