Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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Odeur. Als man dann die Szene mit der jungen Dame drehte, wurden die Wölfe vorher dermaßen überfüttert, daß sie unmöglich noch Appetit haben konnten. Um sie aber dazu zu bringen, das Gesicht der Schauspielerin abzulecken, hatte man die Dame auf Stirn und Wangen mit einer appetitlichen Fleischsoße bestrichen. Den Wölfen erschien diese Tunke appetitlicher als der darunter befindliche weibliche Rest, wodurch sie am besten ihre Bestialität erkennen lassen, denn es soll unter den Verehrern von Fräulein Sergyl eine stattliche Anzahl von Herren geben, die die feinste Fleischsoße erheblich weniger schätzen als . . . Aber von derartigen Dingen wollte ich ja nicht erzählen, sondern vom Film selbst . . . vom Film und von den Parisern. Da jedoch die französische Produktion ebenso gering ist, d. h. prozentual ebenso gering wie gegenwärtig die deutsche, so bleibt eigentlich nicht mehr viel zu plaudern übrig. Der amerikanische Film regiert das Feld — und wo der deutsche sich zeigt, klatscht man ihm gern und gutwillig Beifall. Werke wie „Der verlorene Schuh" finden einen starken Anklang allüberall im Lande. Und das ist für uns etwas Erfreuliches, denn auch in Deutschland findet der französische Film eine steigende Anerkennung. Allerdings neigt der Franzose, wenn er die ernste Produktion verläßt, auch wieder zu Spielereien; beispielsweise geht die Pathe-Gesellschaft jetzt mit dem Plan um, in allen Ortschaften Frankreichs, welche mehr als 5000 Einwohner haben, sogenannte Kleinkinos aufzumachen. Die Bildfläche dieser Kinos wird erheblich kleiner als die normale in unseren Lichtspielhäusern, dafür können aber die Apparate in allen Räumlichkeiten aufgestellt werden. Von Wichtigkeit soll auch sein, daß man den Film während des Abrollens bei jedem Untertitel anhält, so daß man die Titel nicht mehr wie bisher in der Länge von mehreren Metern, sondern nur in einem einzigen Bildfelde herzustellen braucht. Man glaubt, daß auf diese Weise die Herstellung der Kopien verbilligt wird. Nur eins ist mir unklar: ein normaler Film hat eine Breite von 3,5 cm, der neue Kleinfilm von Pathe soll aber nur 1,7 cm breit sein. Man müßte also für diese ländlichen Kinos besondere Filmaufnahmen herstellen, und ich bezweifle stark, daß das angehen wird. <&<&&&<&'&<&<&<&&<&<»<&<&<%'&<&<&<S<&&&&<&(&<&<&<&^<<&<&<&&<&&&<&<&<&<&&i% <&<&&<&<&<&<%:<%><$><%><&<&■£ &&,2, ■<£«>«> Der Triumph Berlins ir Amerikaner glauben immer, daß unsere Neuyorker Kinos das Hervorragendste darstellen, i^wJr^v v.^i Uils ;i" Komfort und Größe zu denken ist, aber trotzdem können sie sich nicht mit den Kinos in vielen großen Städten Europas vergleichen...!" — das sagt Gretchen Dick (jawohl: Gretchen!) in einer der letzten Nummern von „Motion Pictures '. Erfreulicherweise bezieht Gretchen auch die Berliner Kinos in ihre Vergleiche ein, und da uns nun einmal das Hemd näher ist als der Rock oder — schicklicher ausgedrückt — da wir an Berlin ein größeres Interesse nehmen als an Paris, so seien hier einige Sätze aus dem Artikel wiedergegeben: „Die besondere Kennzeichnung der Berliner Kinos ist durch die Eigenart der Außenarchitektur und der Interieurs gegeben. Ein gleicher Reichtum an individueller Kunst und künstlerischen Entwürfen ist nirgendwo sonst zu finden. Was die Ursprünglichkeit der Dekoration, die Kühnheit der Einfälle und die moderne Einstellung im besten Sinne des Wortes anbelangt, können wir getrost sagen, daß die Berliner Kinos diejenigen der meisten anderen Städte überragen. Ich besuchte die fünf maßgeblichen Lichtspielhäuser der Stadt, und ich fand sie an Bedeutung einander gleichwertig, da sie in der D:korat'on und Auf machung durchaus persönlich sind. Es dürfte schwerfallen, irgendeinem Kino von diesen den Sieg über die anderen zuzusprechen." Gretchen Dick läßt sich dann über die einzelnen Häuser ziemlich eingehend aus, bespricht auch die vorhandenen Schnurrbarte d:r verschiedenen Platzanweiser sehr genau, schildert alle schillernden Farben zwischen Türvorhang und Orchester und nimmt dann das „Marmorhaus" unter die Lupe. „Eines Abends besuchten wir das berühmte „Marmorhaus", gerade herüber vom U. T. Kurfürstendamm. Dieses Kino ist berühmt wegen seiner expressionistischen Dekorationen, die von dem renommiertesten Vertreter der expressionistischen Kunst in ganz Europa ausgeführt worden waren. (Da haste die Kiste!) Das Theater ist ein einziger Prunk aus Rot und Grün und Gold und Schwarz mit erstaunlichen Figuren und Linien von überzeugendster Kraft. Hier ist echter Rhythmus der Linien und vollkommenes Gleichgewicht der Farben vorhanden. Der Bühnenvorhang ist die piece de resistence, denn er ist prachtvoll in Seide gestickt und von zwei farbenprächtigen Figuren geschmückt. Die Bühne wird beiderseits von zwei goldenen Gestalten flankiert, die echten expressionistischen Stil aufweisen." Na also! Endlich einmal ein Gerechter in Amerika! Mehr wollen wir wirklich nicht! 27