Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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Diejenigen, die trotz allem unbedingt tanzen müssen, gehen schließlich zum Kabarett, und bei wirklich guter Protektion kommen sie manchmal auch noch zu höheren Kunststätten, wo man es eigentlich nicht vermuten sollte. Diese Fälle sind leider nicht selten. Ich erinnere mich z. B., daß seinerzeit bei Reinhardt während der Vorbereitungen zur „Grünen Flöte" uns eine Anzahl Tänzerinnen vortanzten und wegen Unbegabtheit nicht engagiert werden konnten, die aber an einem anderen bekannten Berliner Theater kurze Zeit darauf zu großen Koryphäen geworden sind. Heute kommt so etwas fast noch öfter vor. Bei alledem bleibt eine feststehende Tatsache, daß der Tanz die Kunst der Frau ist und männliche Tänzer zu den Raritäten gehören. Die meisten Tänzer, die wir haben, sind alle stark feminin veranlagt und wirken auch so. Ich erinnere nur an Nijinsky, den bestberühmtesten aller Tänzer, der absolut mädchenhaft war und auch so wirkte. Die Haupttanzüberlieferung, die wir haben, das Ballett, hat trotz seiner ausgezeichneten Virtuosität für Männer wie für Frauen dieselbe Technik; daher kommt es natürlich auch, daß von vornherein jeder Ballettänzer, wenn er es auch nicht ist, mädchenhaft wirken muß. Im Gegensatz zu Nijinsky war Bolm (auch vom russischen Ballett) ein absolut maskuliner Tänzer, wie wir ihn in den Polowetzer Tänzen gesehen haben. Doch sowie man ihn in irgendeiner Ballettsache sah, wirkte er fast ebenso mädchenhaft wie Nijinsky. Die maskulinen Tänzer in ihrem eigentlichen Element sind angewiesen auf die Nationalund Grotesktänze, denn in dieser Form fällt das Feminine weg. Doch gibt es in der Tat gegenüber der großen Anzahl ausgezeichneter Tänzerinnen nur eine verschwindende Anzahl von guten Tänzern. Die großen ständigen Balletts, wie DOROTHY WILSON Phot. : Herrings 39