Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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das Russische Ballett von Dhiagilew und das Schwedische Ballett von Börlin, sind die einzigen, die unter ihrem Personal eine größere Anzahl von ausgezeichneten männlichen Tänzern haben. Sonst bleibt das Hauptgebiet der männlichen Betätigung beim Tanz die Choreographie, deren bedeutendster Vertreter, Fokin, Unerhörtes geleistet hat und dessen außerordentliche Leistung noch bei dem letzten Gastspiel der Russen hier in Berlin ihre langerprobte Wirkung bewiesen hat. Zu den seltsamsten Ausartungen auf dem Gebiete der Tanzkunst zählt Börlins Schwedisches Ballett, das augenblicklich in Paris die hypermodernsten Sachen kreiert. Z. B. lassen sie mitten während eines Balletts einen Groteskfilm ihres eigenen Ballettmeisters vorführen. mit Leichen, Begräbnis usw. und betreiben die Sache überhaupt im höchsten Grade sketchartig ; sie haben unter anderem Tanzfiguren, die ihren Kopf unter dem Arm tragen. In einem anderen Ballett geht die ganzeZeitein Feuerwehrmann rhythmisch die Bühne auf und ab; ausgerechnet Zigaretten rauchend, zum Rätsel sich selbst und den Zuschauern. Das muß man doch wohl als Manie betrachten, Genie gemacht. Ich meinerseits habe im üblichen Sinne überhaupt keine Ballettechnik. Meinen ersten tänzerischen Antrag, meine erste Anregung erhielt icli von Dhiagilew, als ich den Spielmann im „Mirakel" spielte, den ich sehr stark rhythmisch pointierte, und aus diesem Gefühl wenn auch nicht ohne heraus auch eine tänzerische Einlage machte. Dhiagilew erschien es sehr merkwürdig, daß ich keine Ballettausbildung gehabt habe. Meine Technik und mein Können habe ich — und ich lege großen Wert darauf, es zu sagen — der Artistik abgelernt. Für meine Begriffe hat ein jonglierender Japaner, der auf einem Glas steht, oder ein Zirkusclown, der seinen Körper hin und her wirft, eine solche tänzerische Beherrschung und Beweglichkeit des Körpers, wie es überhaupt nur möglich ist. Und was ist denn überhaupt eine virtuose Ballettechnik? — Eine verfeinerte Artistik! T)er sich schön bewegende Schauspieler ist doch fast wie ein Tänzer. Das fiel schon stark bei Moissi auf. Im Film kommt die tänzerische Bewegung noch weit mehr zur Geltung. Das Wort fällt fort, alles kommt auf die Geste an. Eine große Geste des Schauspielers ist immer tänzerisch angelegt; am deutlichsten ist das z. B. bei Conrad Veidt spürbar, d essen Bewegungen in phantastischen Filmen fast schon Tanz sind. Als allerwesentlichste Vorbedingung zum Berufs, tanz muß man unter jeder Bedingung die Beweglichkeit und das Reagieren des Körpers auf Musik und Rhythmus in viel mehr als durchschnittlichem Maße haben. Und man muß nicht tanzen lernen, um tanzen zu können, sondern muß tanzen können, um tanzen zu lernen. Ernst Matray. Tänzerin EDDA WEEDEN Phot : .Meyer 40