Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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über meinen Büchern hocke, unterbrochen durch andere Kulturgenüsse, hauptsächlich die der Musik; — und wieder andere, wo ich für viele Wochen so im Sport aufgehe, daß ich kaum die Kraft zu etwas anderem als zu leichtem, ausruhendem, abendlichem Lebensgenuß habe. Solch eine Phase durchlebe ich augenblicklich. Jeden Vormittag trainiere ich ein paar Stunden in der ausgezeichneten Boxschule von Matull. Aber nicht leicht und obenhin als angenehme Körperbewegung, sondern vom Laufen angefangen — über Gymnastik, Seilspringen, Geräteturnen und Ball-Boxen bis zur harten Arbeit im Ring mit Amateuren und Berufs= boxe in. Warum ich das tue? Vor allem — es macht mir Freude; das ist die ehrlichste Er klärung, aber ich habe auch „vernünftige" Gründe bei der Hand. Erstens: die körperliche Ausdrucksfähigkeit wird sicher durch das Beherrschenlernen unserer Gliedmaßen und Muskeln gesteigert; zweitens: die starke körperliche Inanspruchnahme ist ein guter Ausgleich zu unserer angestrengten Gehirn und Nerventätigkeit und nähert uns allmählich dem Kulturideal der Harmonie. Aber alle diese schönen Beschäftigungen empfinde ich häufig nur als Wege zu meiner Arbeit, die mir wohl doch die schönste Form meines Lebens darstellt. Leider sind die Aufgaben selten, in denen die große Menge von \Lischlungenem Leben künstlerisch geformt wieder auferstehen kann. Viele Grüße dem „Filmland" Rudolf Klein-Rogge. ANEKDOTISCHES Die gefräßigen Reisenden. Wir fuhren mit dem Münchener Expreß zur Außenaufnahme nach Süddeutschland. Da dieser Zug immer sehr stark besetzt ist, finden gewöhnlich im Speisewagen eine verhältnismäßig hohe Zahl von Mittagessen statt. Während der Fahrt suchte ich einmal das Abteil auf, in dem die Hilfskräfte, wie Garderobieren, der Friseur, die Hilfsoperateure usw. untergebracht waren. Gerade als ich das Abteil betrat, lief der Speisewagenkondukteur durch den Gang und rief das vierte Mittagessen aus. Da schaute mich einer der Hilfsoperateure, ein junger Bursche, der überhaupt seine erste Reise macht, erstaunt an und sagte ganz entsetzt: „Jott, fressen die Leute aber ville hier im Zug. Jetzt machen se schon das vierte Mal Mittag!" — Die Orchidee. Neulich besuchte ich eine befreundete Firma im Atelier. Da belauschte ich folgende Unterhaltung: Der Regisseur beauftragte einen Hilfsregisseur, eine Orchidee zu kaufen: „Lassen Sie sich vom Kassierer drei Mark geben und holen Sie schnell eine Orchidee!" sagte der Regisseur. ,.1 iir drei Mark eine Orchidee?" antwortete der Hilfsregisseur, — „ausgeschlossen!" „Also schön, lassen Sie sich fünf Mark geben!"' sagte der Regisseur. „Herr, wissen Sie, was jetzt Orchideen kosten?" fragte der Hilfsregisseur beleidigt. Der Regisseur wird ungemütlich. „Verflucht und zugenäht, so lassen Sie sich zwanzig Mark geben, aber holen Sie endlich die Orchidee!" 60 Der Hilfsregisseur läßt sich zwanzig Mark geben und kommt dann zu mir, da er nicht bemerkt hat, daß ich die ganze Unterhaltung mit angehört habe, und fragt: „Ach, entschuldigen Sie, können Sie mir vielleicht sagen, was eine Orchidee ist?" Der nächste Film. Der Motorenfabrikant K. \V., bisher vom Film unbefleckt, war endlich auch diesem schändlichen Handwerk verfallen. Eines schönen Tages beschloss er, da die Motoren nicht gerade sehr im Schwung waren, nebenbei ein Filmfabrikationsunternehmen zu eröffnen. Kurzerhand sucht er sich einen Manager und ließ durch diesen alles, was zum Fabrizieren notwendig ist, vom Regisseur bis zum Unterschlappenschammes und Hilfsoperateur, auch Siativkutscher genannt, engagieren. Kaum hatten die Aufnahmen begonnen, so stellten sich auch die ersten Krachs ein, denn Herr K. W. wußte natürlich alles besser als die Filmleute. Außerdem behauptete der frischgebackene Filmfabrikant, daß sein Geld verschleudert würde. Kurz vor der Beendigung der Aufnahmen besuchte ich einmal K. W., da sah ich auf seinem Schreibtisch ein neues Filmmanuskript liegen. ..Im das das Manuskript für den nächsten Film?" fragte ich. K. W. schaute mich verärgert an und antwortete knurrend: „Ich muß erst einmal sehen, wieviel Geld ich bei dem ersten Film verliere, ob mir genug übrig bleibt, daß ich noch einen machen kann'" .......,., \(eXandii