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GESPRÄCH
MIT
GOTTFRIED HUPPERTZ
Es ist fast noch schwieriger, einen Komponisten zu interviewen, als einen Dichter. Man kann einen Dichter schlecht fragen: wie kamen Sie zur Poesie? Die Poesie war eben in einem solchen Menschen immer vorhanden, und wie er im Verlauf der Jahre auf seine einzelnen Werke kam, wie er von Sujet zu Sujet geriet . . . das sind Dinge, die sich in den meisten Fällen der Selbstkontrolle des Dichters entziehen. Noch schwieriger ist es, einen Komponisten zu fragen, woher er diese oder jene Melodie nahm. Ist der Komponist ein ernster Mensch, so wird er höchstwahrscheinlich sehr beleidigt sein über die Zumutung, daß er irgend etwas überhaupt irgendwoher nehmen mußte, auf gut deutsch: daß er auch nur den einsamsten Takt seiner
Komposition irgendwo abgeschrieben haben sollte. Ist der Komponist aber ein netter und umgänglicher Mensch, so wird er erst recht nicht zu antworten wissen: denn die Melodien schweben nicht erst seit der Erfindung des Radio in der Atmosphäre, sie waren schon da, noch ehe Hertz seine sympathischen Wellen entdeckte.
Immerhin — Gottfried Huppertz weiß wenigstens von einer seiner Melodien, woher sie stammt, oder korrekter ausgedrückt: nicht woher sie stammt, sondern von wann sie stammt. Die aufmerksameren Kinobesucher werden sich aus dem zweiten Teil des Nibelungenfilms noch des sogenannten „Spottliedes" der Hunnen erinnern. „Und dieses Spottlied", so plauderte der Komponist kürzlich aus, „ist
HupperU' Haus im Thüringer Walde, in dem die Musik zur „Chronik von Grieshuus" entstand
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