Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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Rund um den Mutterfilm Frida Richard schreibt uns: Mutterfilme? Ja, höre ich recht? Es ist ja noch gar nicht so lange her, daß dieses Wort in der Filmindustrie bei Todesstrafe verboten war. Und als ich nach einem unter Murnaus genialer Regie errungenen Filmerfolge unter Hinweis auf verschiedene Kritiken an einige Regisseure mit der Idee zu einem großzügig angelegten „Mutterfilm" herantrat, da trafen mich Blicke, aus denen die Zweifel an einer ungestörten Funktion in meinem Oberstübchen ganz deutlich herauszulesen waren. „Wie ich nur auf eine so absurde Idee kommen könnte?! Das Publikum verlangt weniger Kunst als Jugend, Schönheit, Eleganz, Charme, Grazie, Liebreiz usw. usw." So packte ich denn die Schönheit meines Alters, den Liebreiz meiner Jahre, die Grazie meiner „Ehrwürdigkeit" mitsamt dem Zauber meiner Kunst in einen großen Koffer, und ging trostlos durch die Mitte ab. Aber auf einmal — lese ich recht? — tauchen an allen Ecken und Enden der deutschen Filmwelt Mutter-, Großmutter und Urgroßmutterfilme auf. Woher kommt diese erstaunliche Wandlung in unseremGeschmack? Natürlich aus Amerika! Erst aus dem Lande der unbegrenzten Möglichkeiten mußten wir belehrt und bekehrt werden. frida Richard daß auch ein Film mit der „Alten" im Mittelpunkt der Handlung seine heilsame Wirkung üben — und nebenbei — auch der Industrie unbegrenzte Möglichkeiten bieten könne. Andererseits aber erhebt sich die Frage, ob die außergewöhnliche Wirkung dieser Mutterfilme nicht eher auf das Konto ihrer amerikanischen Herkunft zu setzen sei. Es ist eine betrübende, leider auch nicht wegzuleugnende Tatsache, daß der Deutsche einer Leistung erst dann seine vollste Wertschätzung zukommen läßt, eine Schöpfung erst dann mit ganzem Spießervollbehagen genießt, wenn sie den Stempel des Auslandes trägt. Man muß erst mit einer so überdimensionalen Tat wie dem Atlantikflug des Z. R. III kommen, um an die eigene deutsche Tüchtigkeit zu glauben. — Und ein Geschrei und eine Reklame wird! mit den amerikanischen Filmen gemacht, wie ich sie bei den deutschen weit wertvolleren Meisterfilmen bisher vermißt habe; die künstlerischen Qualitäten unserer amerikanischen Kollegen; werden in den Zeitungsinseraten in marktschreierischer Weise mit faustdicken Lettern himmelhoch angepriesen, daß man vor Neid platzen könnte. Fiele aus den zahllosen Lorbeer kränzen, die die deutsche Propaganda den ausländischen Mimen flicht, doch auch mal n Phol. : Willinger