Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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ein bescheidenes Lorbeerblättchen für den deutschen Künstler ab! Daß also die „Alte" unter Umständen als Heldin eines Films ein rentables Geschäft sein kann, haben die Amerikaner mit größter Eindringlichkeit bewiesen. — Ich selbst war beruflich immer verhindert, mir einen dieser Filme anzusehen; wie mir aber von vielen berufenen Seiten erzählt wurde, handelt es sich in der Hauptsache um rührseligen Kitsch, für den der kultivierte, feinfühlige deutsche Regisseur nicht viel übrig hat. Wir müssen Probleme haben. Dramatisch gestaltete Probleme. Und das Mutterproblem ist noch lange, lange nicht ausgeschöpft. Die „Mutter", eingepreßt zwischen Pflicht und Liebe, im ewigen Kampfe mit Mann und Kind ist eine unversiegbare Quelle dramatischer Stoffe, die bei Vermeidung alles Kitschigen ihre tiefe Wirkung üben müssen. Ja, ich gehe noch weiter: dem Mutterproblem im Film muß auch seine erzieherische Aufgabe zufallen. Gerade die junge Generation, die unter der Verwahrlosung des Krieges alle Liebe und Strenge vermißt und an ihrer Seele unendlichen Schaden erlitten hat, der durch die Brutalität der „großen Zeit" die Heiligkeit des „vierten Gebotes" geraubt wurde, gerade diese Die vorbildliche amerikanische Rühr-Mutter . . Phot. : Metro aufwachsende junge Generation wird den erzieherischen „M u 1 1 e r f i 1 m" zum Wiederaufbau einer reinen Gesinnung, zur Aufwertung eines reinen Herzens nötig haben. Dient der Film im allgemeinen der Unterhaltung und Eelehrung. so kann er im „Mutterfilm" seine pädagogische Aufgabe, eine edle Mission, erfüllen! Ist es nun wirklich so, daß die Mutterfilme vom Publikum gebieterisch verlangt werden? Der Zufall gibt uns gleichzeitig mit den interessanten Auslassungen von Frau Frida Richard das Schreiben einer Leserin aus Breslau in die Hand. Frau Renee Neustadt läßt sich nämlich in etwas abweichendem Sinne über diese Art Mutterfilme aus, und zwar schreibt sie: Sehr geehrte Redaktion! Die Aeußerung Ihres Herrn Cinemax in der Februarnummer unseres „Filmland" über die Mutter-, Großmutterund Urgroßmutterfilme mag etwas hart und spöttisch klingen, aber sie veranlaßt mich doch, Ihnen zu schreiben. Mich interessiert eigentlich am allermeisten bei all diesen Filmen, was die sogenannten „weitesten Kreise" des Publikums dazu sagen. Ich möchte, vielleicht im Gegensatz zur allgemeinen Anschauung, nämlich die folgende Ansicht aussprechen: der Zulauf, den eine bestimmte Filmart erfährt, ist in keiner Weise identisch mit der Beliebtheit dieser Filmart überhaupt. Allerlei örtliche Zufälligkeiten können mitsprechen, ob ein Film in dieser oder jener Stadt für den Kinobesitzer von geschäftlichen Erfolgen begleitet ist. Das trifft namentlich auf die Mutterfilme zu. Unter meinen Bekannten, die zum größten Teil gleich mir Familie haben, herrscht beispielsweise eine ziemlich einstimmige Ablehnung der Mutterfilme. Dennoch sehen wir als Stammgäste eines benachbarten Kinos uns sämtliche Filme dieser Species an. Und jedesmal sind wir von neuem empört über die unlogische Sentimentalität, welche die Filmmütter an den Tag legen. Wir brauchen uns nicht in großartige wissenschaftliche Deduktionen zu verlieren, um festzustellen, daß auch die Mutterliebe, wenn sie nicht in eine trostlose und undramatische Affenliebe ausarten soll, unbedingt ihre moralischen 74