Filmland : deutsche Monatschrift (1924 - 1925)

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1-5 Wcr6j<jarag \Ko^y\<JzZvosz Warum ? Warum dauert es immer fünf, zumindest fünf, manchmal auch sechs oder sieben Akte, ehe sich die beiden finden ? Welche beiden ? Nun die — , um die es gerade geht ? Nein, im Leben ist's nicht so langatmig : immer frisch los aufs Ziel, so lieb ich die Mutigen • . . Aber unsere Dichter sind so feinfühlig, so ästhetisch und ätherisch, so literarisch,— daß man dagegen nichts machen kann, wie es scheint. Sechs Akte zappelt der Mann, ehe er das entscheidende Wort sprechen kann, — sechs Akte zappelt die Frau, ehe sie eine passende Situation findet. Da ist's im Leben, Gott sei Dank, doch etwas flinker! Da überstürzen sich oft die Ereignisse, so daß selbst die Beteiligten ihnen nur atemlos folgen können. Warum sieht so ein armer, geplagter Regisseur, wenn sein Dramaturg schon bis auf 30 Gramm blutleer gepumpt ist, sich nicht einmal das echte und t>\ rechte Lebenstempo an? Warum . . . erlebt er nicht einmal selbst das richtige Tempo — und den richtigen Verlauf? Also zunächst die Männer! Wie erklärt ein Mann seine Liebe? Er wirft sich in die Brust, sobald er eine Frau bemerkt. Auf der Straße zupft er schnell an der Krawatte, dann drückt er die Knie durch, wie Napoleon vor der Schlacht bei Leipzig, macht ein ermunterndes Gesicht: „Bitte, ich bin nicht so schlimm, kann sogar sehr nett sein!" . . ., und wenn das alles nicht wirkt, so knickt er schnell die Knie wieder ein, wie Napoleon nach der Schlacht bei Leipzig, und geht weiter. Das ist der Verlauf sozusagen im Schema. Und das Schema zeigt: der Mann macht's mit der Kraft, mit der äußeren Erscheinung, mit der Energie. Also: ein Mann benimmt sich wie ein Pfau, der imponieren will, der auch unter dem Schlüpfer und dem Gehpelz mit den Muskeln spielt, der — wenn er die Straße überschreitet — ■ kein Automobil scheut . . . und im übrigen konkurrenzlos dasteht. Konkurrenzlos in jeder Hinsicht. So ist der Mann immer. Hin und wieder glaubt er auch, auf eine andere Weise erobern zu können: durch Schmeichelei. Aber das ist ein undankbares Gebiet: die Frauen glauben nicht immer daran! Denn — was kann man einer Frau schon Schmeichelndes sagen? Dreierlei: man kann ihre angenehme Physiognomie loben, ihren Geschmack in der Kleidung . . . und ihre Schlagfertigkeit im Witz. Ihre Geistesgegenwart also. Das ist nicht viel. Wirklich nicht! 81